«Tue Gutes und rede darüber.» Ein Sprichwort, das zum täglichen Repertoire jeder PR-Abteilung gehört. Coop macht da keine Ausnahme. Wie Konkurrentin Migros und die Discounter Aldi, Denner und Lidl gibt der Basler Grossverteiler regelmässig Mitteilungen zu «guten Taten» heraus, die dann in den Medien landen.

Preissenkungen – darum geht es hier – zählen ebenfalls dazu. «Bereits 1000 Reduktionen im Jahr 2025», meldete Coop vor zwei Wochen. «Coop setzt für ihre Kundinnen und Kunden ein starkes Zeichen», heisst es weiter. «Wir nehmen unser Versprechen ernst», lässt sich Andrea Kramer (55), Leiterin der Direktion Marketing/Beschaffung in der Mitteilung zitieren.

Das klingt erst einmal gut. Und hat die Migros nicht ihrerseits versprochen, 1000 Produkte auf ein Tiefpreisniveau zu senken?

Preiserhöhungen bleiben meist ungenannt

Was im Werbekampf um Kundinnen und Kunden gerne mal unter den Teppich gekehrt wird: Preiserhöhungen. Zum Beispiel, wenn sich der Einkauf beim Lieferanten für den Grossverteiler verteuert hat, oder mehr Kosten in den eigenen Herstellungsbetrieben anfallen.

Doch Coop hat seit Anfang Jahr nicht nur verbilligt, sondern auch zahlreiche Produkte im Supermarkt verteuert. Insgesamt sind es über 2298 Preiserhöhungen, die insgesamt 1256 Preissenkungen seit Jahresbeginn gegenüberstehen.

Deutlich mehr Preiserhöhungen als Senkungen gab es in der ersten Jahreshälfte bei Fleisch, Fisch und Charcuterie. Auch bei Milchprodukten und Eiern erhöhte Coop öfter den Preis als Senkungen zu Buche stehen. Teurer wurden auch Backwaren.

Coop - Supermarkt Preissenkungen seit 1. Januar 2025 (1. HJ) Preiserhöhungen seit 1. Januar 2025 (1. HJ)
Food total 492 965
Brot/Convenience 55 104
Molkerei / Eier 119 194
Fleisch / Fisch / Charcuterie 341 784
Frische total 515 1082
Personal Care 101 157
Baby / Kind 49 20
Haushalt 99 74
Near- / Non-Food 249 251
Total 1256 2298

Coop verneint Profit aus Preiserhöhungen

Grossverteiler Coop geht auf Nachfrage nicht auf die unterschiedlichen Produktkategorien ein. «Wir engagieren uns grundsätzlich für günstige Konsumentenpreise und geben Preisvorteile an Kundinnen und Kunden weiter», sagt Sprecherin Sina Gebel. Sie versichert: «Coop verdient an den im Preis erhöhten Produkten unter dem Strich nicht mehr.»

Gründe für die Preiserhöhungen seien primär höhere Beschaffungskosten, «namentlich bedingt durch erhöhte Rohstoffkosten wie beispielsweise für Kaffee und Kakao.»

Sprecherin Gebel merkt an, dass diese Kosten alle Detailhändler träfen und nicht nur Coop. Für die Preissenkungen der gut 1000 Produkte in der ersten Jahreshälfte habe ihr Unternehmen 50 Millionen Franken «aus eigenen Mitteln» investiert. Wer die Coop-Zeitung abonniert habe, finde dort immer auch die Preiskommunikation bei grösseren Anpassungen. Das ist aktuell bei Nutella-Produkten des Herstellers Ferrero der Fall. Zum Beispiel kostet das 400g-Nutella-Glas neu 4.20 Franken statt bislang 3.95 Franken. Der Hersteller habe die Preise beim Brotaufstrich angehoben, so Coop.

Medienmitteilungen an die Öffentlichkeit über Preiserhöhungen dürfte man aber auch in Zukunft vergeblich suchen – auch bei Coop.

Dieser Artikel ist zuerst bei «Blick» unter dem Titel «Coop senkt 1000 Preise, aber über 2000 Produkte wurden teurer» erschienen.