Das deckt sich nicht mit den Erfahrungen in Ländern mit höherer Impfquote und besserer medizinischer Ausstattung. Der Verdacht steht im Raum, dass Peking das wahre Ausmass der Covid-Toten verschweigt. Insgesamt wurden seit dem 19. November nur 11 Covid-Todesfälle im 1,4-Milliarden-Volk bekannt gegeben.

Die Gesundheitskommission meldete am Montag nur zwei Covid-Tote. Nach ausländischen Presseberichten verzeichnen Krematorien in Peking allerdings einen starken Anstieg von Toten - zum Teil vier- bis fünfmal so viel wie normalerweise. Die Krankenhäuser erleben einen Ansturm. Menschen werden reihenweise krank. Viele Geschäfte, Restaurants oder Unternehmen in Peking sind geschlossen, weil Mitarbeiter fehlen. Amtliche Zahlen gibt es nicht. Die Behörden rufen die Menschen auf, nicht in die Hospitäler zu strömen und die Krankheit möglichst zuhause auszukurieren.

Nach der Explosion der Infektionszahlen vor zwei Wochen hatte China seine bis dahin verfolgte strikte Null-Covid-Strategie aufgehoben und viele Massnahmen wie Lockdowns, Zwangsquarantäne und Massentests beendet. Die abrupte Kehrtwende wurde damit begründet, dass die neuen Omikron-Varianten weniger krankheitserregend seien. Doch erwiesen sich die bis dahin ergriffenen Kontrollmassnahmen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch immer weniger wirksam.

Die "Neue Zürcher Zeitung" schrieb am Wochenende, das dass Gesundheitssystem selbst in bestversorgten Zentren wie Peking derzeit massiv unter Druck stehe. Menschen stünden Schlange vor den Notaufnahmen. Apotheken würden leer gekauft, die Leute rissen sich um Medikamente. Es fehle an Betten in den Krankenhäusern und an Beatmungsgeräten.

Epidemiologen erwarten, dass bis Mitte März drei Infektionswellen durch das bevölkerungsreichste Land der Erde rauschen werden. Die jetzige erste Welle werde bis Mitte Januar dauern und vor allem die städtischen Gebiete betreffen, sagte der Chef-Epidemiologe des Gesundheitsamtes, Wu Zunyou, laut Staatsmedien. Laut einer Rechnung des Chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle (CCDC) werde die Omikron-Welle bis März 2023 schätzungsweise 60 Prozent der Bevölkerung, das heisst über 800 Millionen Chinesen treffen, so die NZZ weiter. Bei einer Sterblichkeitsrate von Bruchteilen von einem Prozent würde das Hunderttausende von vorwiegend älteren Chinesen das Leben kosten.

Chinas Führung will sich 2023 auf die Ankurbelung der Wirtschaft konzentrieren. Die angekündigte Belebung des Konsums und Unterstützung des Privatsektors stellt eine deutliche Veränderung gegenüber den letzten Jahren dar. 

(Bloomberg/Reuters/cash)