Vor rund zwei Wochen überraschte die italienische Pharmafirma Cosmo die Investoren mit der Meldung, dass das hauseigene Haarausfallmittel Clascoterone aufgrund neuer Daten nach Phase-III-Studien «bahnbrechende Ergebnisse» geliefert habe und ein «potenzieller erster grosser therapeutischer Durchbruch» von Haarausfall seit mehr als drei Jahrzehnten zu beobachten sei.
In den ersten Tagen nach der Meldung vom 3. Dezember wurden dann aber privat gehaltene Cosmo-Aktien im Umfang von einer halben Million Franken durch Mitglieder aus Management und Verwaltungsrat verkauft. Das setzte sich ab 11. Dezember fort: Wie der Homepage der Swiss Exchage Regulation zu entnehmen ist, wurden in drei Transaktionen 46'500 privat gehaltene Cosmo-Aktien im Wert von rund 4,5 Millionen Franken verkauft. Veräusserer war ein Cosco-Verwaltungsrat beziehungsweise eine «verbundenen natürlichen Person».
Zuvor wurden an einem Tag (10. Dezember) in gleich 13 Transaktionen Cosmo-Aktien in der Höhe von rund 1,5 Millionen Franken gekauft - aufgrund von Ausübung von Aktienoptionen. Als Käufer aufgelistet ist wiederum ein Cosmo-Verwaltungsrat beziehungsweise «eine verbundene natürliche Person». Möglich also, dass die per Optionen gelösten Aktien gleich wieder verkauft wurden - und weitere dazu. Cosmo möchte sich zu Transaktionen von Geschäftsleitungs- und/oder VR-Mitgliedern nicht äussern, wie ein Sprecher auf Anfrage von cash.ch schreibt.
Laut den Angaben im Cosmo-Jahresbericht von 2024 über die Aktienbesitzverhältnisse verfügen im Verwaltungsrat nur zwei Personen über umfangreiche Aktienpakete von Cosmo: Firmengründer und Verwaltungsrat Mauro Ajani (laut Jahresbericht im Besitz von 6,14 Millionen Cosmo-Aktien per Ende 2024) und Verwaltungsratspräsident Alessandro Della Chà (200'000 Aktien). Chief Manufacturing Officer Roberto Villa besitzt auch über 200'000 Aktien, ist aber nicht Mitglied des Verwaltungsrates. Mit einer Stückzahl von 276'667 besitzt VR-Präsident Della Chà überdies als einziges Mitglied des Verwaltungsrats und des Managements einen namhaften Betrag an Aktienoptionen.
Zwölfmonatige Sicherheitsnachbeobachtung bei Clascoterone
Die umfangreichen Aktienverkäufe durch den Verwaltungsrat (oder durch zwei?) lösen natürlich Fragen aus - wenn das Haarausfallmittel doch so bahnbrechende Ergebnisse gezeigt haben soll. Denn: Ist Clascoterone ein Erfolg, dürfte für dies Cosmo massive Umsatzsteigerungen bringen.
In der Tat ist bei Clascoterone noch nicht alles in trockenen Tüchern: Cosmo, beheimatet in Lainate nähe Mailand, wird bis im Frühling 2026 eine erforderliche zwölfmonatige Sicherheitsnachbeobachtung bei Clascoterone abschliessen und kontrollieren, wie das Mittel Clascoterone längerfristig wirkt - und ob sich allfällige Nebenwirkungen zeigen. Danach will das Unternehmen wohl Zulassungsanträge sowohl in den USA und in Europa stellen.
Dann wird Cosmo einen Partner aus der Pharma- oder Dermatologiebranche finden müssen, um das Potenzial des Mittels auszuschöpfen. Laut Jefferies könnten Umsätze zwischen 2,5 und 5 Milliarden Dollar allein in den USA erreicht werden.
Investoren scheinen an den Erfolg zu glauben. Sonst wäre der gestiegene Aktienkurs wieder deutlich zurückgekommen. Kepler Cheuvreux und HC Wainwright haben ihre Kursziele nach der Clascoterone-Medlung auf 130 Franken erhöht. Jefferies hat nach wie vor eines von 82 Franken.

