Die Credit Suisse hat den geplanten Start seiner in China ansässigen Bank um ein Jahr auf 2024 verschoben. Dies ist die zweite Verschiebung, seit das Projekt vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten. Eine inländische Bank würde es der Credit Suisse ermöglichen, in China ein Zweigstellennetz aufzubauen, um ihr Vermögensverwaltungsgeschäft voranzutreiben, sagten die Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten. Die Pläne können sich noch ändern.

Das Projekt hat sich durch ein zähes Genehmigungsverfahren verzögert. In jüngster Zeit gesellten sich dazu Zweifel einiger leitender Manager der Credit Suisse, ob man Ressourcen in das Projekt stecken solle in einer Zeit, in der Covid-Beschränkungen und Pekings hartes Durchgreifen gegen Unternehmen die Wirtschaft belasten und das Zustandekommen von Transaktionen beeinträchtigen, so eine der Personen.

Die von Skandalen erschütterte Bank hält in letzter Zeit ihre Investitionen strenger im Zaum, und hat im Rahmen einer globalen Umstrukturierung ihrem asiatischen Geschäft weitreichende Autonomierechte entzogen.

Sechste Gewinnwarnung in sieben Quartalen

Die Credit Suisse hatte am gestrigen Mittwoch ihre sechste Gewinnwarnung in sieben Quartalen abgesetzt, weil risikoscheue Kunden und “schwierige” Märkte die wichtige Investmentbanksparte in die roten Zahlen treiben. Vor allem die Vorsicht der Kunden im asiatisch-pazifischen Raum wurde dabei genannt. Die Bank erwägt nun einen Stellenabbau in allen Sparten, einschliesslich der Investmentbank und dem Wealth Management, und das in mehreren Regionen, heißt es.

Der Aktienkurs der Credit Suisse fiel an der Börse in Zürich im frühen Donnerstagshandel um bis zu 4 Prozent, nachdem er Mittwochnachmittag ins Plus gedreht hatte als der Blog Inside Paradeplatz über Gerüchte zu einer möglichen Übernahme durch die US-Bank State Street Corp berichtete. Die Aktie hat in diesem Jahr 24% an Wert verloren.

Die Verzögerung des Bankprojekts kommt zu einer Zeit, in der die Credit Suisse die Einstellung von Mitarbeitern in China verlangsamt. Sie ist eine der ersten globalen Banken, die das Tempo dort drosselt, nachdem sie es zunächst eilig hatte, auf die Öffnung des Finanzsektors im Jahre 2020 einzusteigen und die Mehrheit ihres Wertpapierunternehmens in China übernahm. Die Mitarbeiterzahl in China sollte sich in den nächsten Jahren verdreifachen.

“Die Credit Suisse bekennt sich zu China als strategischem Markt in unserer APAC-Region. Wir haben den klaren Auftrag, unser Onshore-Geschäft in den Bereichen Wealth Management, Investment Banking und Asset Management weiter auszubauen, sobald es die regulatorischen Rahmenbedingungen und die Marktchancen in China erlauben”, sagte eine Sprecherin der Bank. “Als Teil unserer Strategie investieren wir weiterhin in unsere Präsenz in China, einschliesslich unseres unmittelbaren Ziels, unser Wertpapier-Joint-Venture vollständig zu übernehmen, wie wir bereits zuvor erklärt haben.”

Massives Kapitalengagement in China

Das Unternehmen hat im letzten Jahr mehr als 200 Mitarbeiter in China eingestellt, wird aber in diesem Jahr das Tempo der Einstellungen verlangsamen, teilweise aufgrund der Lizenzverzögerung, hieß es. Die Expansion der Credit Suisse werde auch durch den undurchsichtigen regulatorischen Rahmen in China behindert.

Vor allem aber sei ein massives Kapitalengagement in China inzwischen auch intern schwieriger zu verkaufen, da die Wiederherstellung des Vertrauens der Aktionäre nach den jüngsten Skandalen und Milliardenverlusten zur Hauptpriorität des Managements geworden ist, sagten die mit der Angelegenheit vertrauten Personen.

Die Credit Suisse hat bereits wichtige Abgänge in der Volksrepublik zu verzeichnen. Im April zog der Chef des Wertpapiergeschäfts, Tim Tu, für eine neue Position bei der Bank nach Hongkong. Auch Kelly Jin und Wu Di wurden aus dem Wertpapiergeschäft in China nach Hongkong versetzt, während Michael Chang, der bei der Credit Suisse Securities in China den Bereich Wealth Management Markets Solutions leitete, im Mai die Bank verließ.

(Bloomberg)