Körner, der beiden Schweizer Grossbanken gedient hat, hatte in den letzten neun Monaten erfolglos versucht, die Credit Suisse zu stabilisieren. Er wird nun die operativen Geschäftsbereiche der Credit Suisse weiter verantworten, die die UBS im Laufe der Zeit integrieren will, wie am Dienstag mitgeteilt wurde.

Die Ernennung ist Teil einer grösseren Umbildung des UBS-Managements, in der auch Todd Tuckner zum Nachfolger von UBS-Finanzchefin Sarah Youngwood gemacht wurde. Youngwood war erst im vergangenen Jahr vom abgelösten UBS-Chef Ralph Hamers an Bord geholt worden.

"Dies ist ein entscheidender Moment für UBS, Credit Suisse und die gesamte Bankenbranche", erklärte UBS-Chef Sergio Ermotti in der Mitteilung. "Gemeinsam werden wir das Schweizer Modell des Finanzwesens – kapitaleffizient, risikobewusst und geprägt durch Stabilität und erstklassigen Service – weiter festigen und weltweit verkörpern."

Ermotti stellt damit die Konzernleitung auf, mit der er die historische Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS in die Tat umsetzen will — jener Job, für den er statt Hamers geholt wurde. Der Vollzug der 3 Milliarden Franken schweren Übernahme soll nach Möglichkeit noch im Mai erfolgen. Eile ist geboten, weil in der aktuellen Übergangsphase die Credit Suisse weiterhin Mitarbeiter und Kunden verliert. Mit dem Abschuss der Transaktion beginnt dann allerdings erst ein Integrationsprozess, der wohl eine ganze Weile dauern wird.

Entscheidung für Körner als Überraschung

Dennoch ist die Entscheidung für Körner eine Überraschung. Er war 2021 zur Credit Suisse zurückgekehrt, nachdem er bei Managementumbildung in der UBS den Kürzeren gezogen hatte, und wurde im Juli zum CEO ernannt. Sein Versuch, die Bank nach Jahren der Skandale und Verluste unter seinen Vorgängern mit einer strategischen Neuausrichtung zu stabilisieren, scheiterte jedoch. Die allgemeinen Turbulenzen im Bankensektor lösten eine Krise aus, für die die Credit Suisse schon zu schwach geworden war.

Körner wird nun in der Konzernleitung der UBS die operative Kontinuität der Credit Suisse sicherstellen. Die UBS will die Integration "stufenweise umsetzen". Als separate Sparten werden UBS AG und Credit Suisse AG unter dem Dach der UBS Group AG weiterhin ihre Tochtergesellschaften und Geschäftsstellen betreiben, ihre Kunden betreuen und mit Gegenparteien Geschäfte machen.

"Wie bereits angekündigt, wird UBS alle Optionen für das Schweizer Geschäft der Credit Suisse prüfen und in den kommenden Monaten weiter darüber informieren", heisst es in der Mitteilung.

Tuckner kam 2004 zu UBS und ist derzeit CFO und Leiter der Business Performance und des Risikomanagements im Bereich Wealth Management. Youngwood, die von JPMorgan zur UBS gestossen war, wird die Bank nach Abschluss der Transaktion verlassen.

Neue Fragen

Die Ernennungen sind "Schritte in die richtige Richtung, die die operative Kontinuität der Credit Suisse bei der Durchführung dieser komplexen Integration sicherstellen", schreiben die Analysten Kian Abouhossein und Amit Ranjan von JPMorgan. "UBS verlässt sich bei der Besetzung von Schlüsselpositionen auf erfahrene Kräfte."

Die Zusammensetzung der neuen Leitung wirft die Frage auf, was mit den derzeitigen Führungskräften der Credit Suisse passiert. In der Mitteilung wurden weder Finanzchef Dixit Joshi genannt, noch Chief Operating Officer Francesca McDonagh, Francesco De Ferrari, Leiter des Wealth Managements, oder Schweiz-Chef André Helfenstein. Es hiess nur, dass die Mitglieder der Geschäftsleitung in Zukunft "sowohl an das jeweilige Konzernleitungsmitglied von UBS als auch an Ulrich Körner berichten".

(Bloomberg)