Zwischen 2007 und 2021 erhielten die Verwaltungsräte und Konzernleitungsmitglieder der krisengeplagten Credit Suisse rund 1,6 Milliarden Franken an Löhnen und Boni. Das zeigen Berechnungen des "SonntagsBlick".

Spitzenverdiener unter den Managern war in dieser Zeit Brady Dougan, der von 2007 bis 2015 CEO der Bank war. Er strich in dieser Zeit 160 Millionen Franken an Löhnen und Boni ein. Allein für das Jahr 2009 erhielt Dougan 71 Millionen Franken Bonus, zusätzlich zu seinen 19 Millionen Franken an Lohn. In diesem Jahr zahlte die Credit Suisse laut "NZZ" wegen der hohen Gewinne im Investmentbanking 6,85 Milliarden Franken an Boni aus, was 144'000 Franken Bonussumme pro Mitarbeiter der Credit Suisse entsprach.

Tidjane Thiam, CEO von 2015–2020, erhielt während seiner CS-Zeit 90 Millionen Franken. Der langjährige Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (2011–2021) erhielt 50 Millionen Franken. Insgesamt verdienten die Verwaltungsräte der CS von 2007 bis 2021 die Summe von rund 300 Millionen Franken überweisen.

Der Aktienkurs dagegen fiel von Mitte Mai 2007 bis Ende 2021 um 91 Prozent. Michael von Felten, Präsident Schweizerischer Bankpersonalverband, kritisiert, dass niemand der alten Führungsriege Verantwortung übernommen habe. "Diese Tatsache wird die Bank noch lange belasten", sagt von Felten zum "SonntagsBlick". "Für einen echten Neuanfang würde es deshalb helfen, wenn zum Beispiel ein Urs Rohner hinstehen und sagen würde: Ich habe Fehler gemacht und zahle einen Teil meiner Entschädigung zurück."

Für Marc Chesney, Finanzprofessor an der Universität Zürich, sind im Fall Credit Suisse die Hauptprinzipien des Liberalismus ausser Kraft gesetzt worden: "Diejenigen, die Risiken eingegangen sind, sollen für die Risiken haften." Er fodert daher, dass auch Steuerzahler im Verwaltungsrat der CS sitzen. Dies deshlab, weil die Bank noch immer "too big to fail" ist, das heisst, dass sie im Notfall vom Staat wahrscheinlich gerettet wird.

Die Credit Suisse hatte am Donnerstag eine milliardenschwere strategische Neuausrichtung angekündigt. Damit will das Institut die jahrelangen Turbulenzen mit Skandalen, Verlusten und Umwälzungen in der Führungsetage hinter sich lassen.

(cash)