Es ist die Nachricht des Tages: Wie die "Financial Times" unter Berufung auf vertraute Personen berichtet, hat sich Rudolf Bohli mit seinem RBR Strategic Value Fonds an der Credit Suisse beteiligt. Der Finanzinvestor ist für seine aktive Einflussnahme bei Unternehmen berüchtigt. Sein Ziel sei es, die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken in drei eigenständige Teile zu zerschlagen.

Detaillierte Pläne wolle der neue Aktionär am Donnerstag oder Freitag an einer von J.P. Morgan organisierten Investorenkonferenz in New York vorlegen, so heisst es weiter.

An der Schweizer Börse SIX will der Funke nicht so recht überspringen. Nachdem die Aktie der Credit Suisse im frühen Handel bis auf 15,83 Franken kletterte, gewinnt sie zur Stunde noch 0,8 Prozent auf 15,59 Franken.

Das überrascht kaum, stufen Branchenkenner die Erfolgsaussichten eines solchen Vorhabens als äusserst gering ein, ist der neue Aktionär der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge doch gerade mal Herr über 0,2 Prozent der Stimmen.

Credit Suisse von einem anderen Schlag als GAM

Dass sich bedeutendere Anteilseigner wie The Chase Nominees (16 Prozent der Stimmen), Harris Associates oder der norwegische Staatsfonds (je 5 Prozent der Stimmen) hinter die Zerschlagungspläne von RBR stellen, gilt als unwahrscheinlich. Alleine schon von ihrer Marktkapitalisierung her sei die Credit Suisse von einem anderen Schlag als beispielsweise der Vermögensverwalter GAM, so lautet der Tenor am Markt. Harris Associates stellt sich offiziell schon mal gegen die Pläne.

Für Andreas Brun von Mirabaud Securities Limited würde eine Aufspaltung der Schweizer Grossbank denn auch kaum Sinn machen. Seines Erachtens ist das Wealth Management der eigentlich attraktive Geschäftsbereich. Er hält weder das Asset Management noch das Investment Banking als eigenständiges Unternehmen auf Dauer für überlebensfähig. Während das Asset Management mit verwalteten Vermögen von 320 Milliarden Franken zu klein ist, liegt die Eigenkapitalrendite im Investment Banking noch immer weit unter den Kapitalkosten.

Wenn sich ein Scheitern trotzdem lohnt

Nachdem die bisherigen Grossaktionäre die Strategie der Credit Suisse durch zwei Kapitalerhöhungen hindurch getragen haben, glaubt Brun zudem nicht, dass sich diese hinter das Vorhaben von RBR stellen.

Auch sein Nachfolger bei der Zürcher Kantonalbank glaubt nicht, dass der Hedgefonds mit einem derart geringen Stimmenanteil grosse Sprünge machen kann. Allerdings sieht er in die Nachrichtenlage trotzdem beeinflussen. Der Analyst stuft die Aktie wegen den anhaltenden Kostensenkungsfantasien mit "Übergewichten" ein.

Dass sich ein Angriff auf ein Unternehmen auch bei nur sehr geringen Erfolgsaussichten dennoch lohnen kann, zeigt die Beteiligungsnahme von RBR beim Vermögensverwalter GAM. Als sich der Hedgefonds Ende Februar als Grossaktionär zu erkennen gab und einen radikalen Stellenabbau forderte, notierte die GAM-Aktie bei 10,30 Franken.

Nachdem RBR an der Generalversammlung von Ende April mit den Anliegen und den eigens zur Wahl in den Verwaltungsrat aufgestellten Kandidaten bei den anderen Aktionären auf taube Ohren stiess, warf der Finanzinvestor wenige Monate später das Handtuch. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion platzierte er sein 3,13-Prozent-Paket zu 13,15 je Aktie bei neuen Investoren. Dennoch dürfte Schätzungen zufolge ein zweistelliger Millionenbetrag hängengeblieben sein. Der Grund: Nach dem Einstieg des Hedgefonds waren unzählige Trittbrettfahrer auf den rollenden Zug aufgesprungen, unter anderem weitere Hedgefonds wie Dimensional.

Beobachter schliessen nicht aus, dass sich über die nächsten Wochen auch bei der Credit Suisse Trittbrettfahrer in Position bringen könnten.