Täglich gibt es neue Spekulationen zum Stand der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Doch die Zeit des Rätselratens neigt sich dem Ende zu. Offizielle Neuigkeiten dürften bald folgen.

Ein wichtiges Datum steht bereits fest. Am 31. August will die UBS die Geschäftszahlen zum zweiten Quartal 2023 publizieren, erstmals als kombinierte Bank. Die Konsolidierung der Ergebnisse dürfte kein einfaches Unterfangen werden.

Neben den Zahlen gibt es aber noch weitere Fragen, die dem Markt, der Öffentlichkeit und nicht zuletzt der Politik unter den Nägeln brennen: Welche Bereiche wird die UBS behalten und welche verkaufen, wie viele Jobs fallen in der Folge weg, und was passiert mit der CS Schweiz?

Personalabbau kommt

Klar ist, dass es im Zuge des Zusammenschlusses zu einem Stellenabbau kommen wird. Ein solcher sei nicht zu vermeiden, hatte UBS-Chef Sergio Ermotti eingestanden. Beziffert wurde der Abbau bislang aber noch nicht. Allerdings hatte die CS bereits vergangenen Oktober weltweit einen Abbau von rund 9000 Stellen von damals rund 52'000 Stellen angekündigt.

Und die UBS will im Zuge der Übernahme bis 2027 im Vergleich zum jetzigen Stand 8 Milliarden US-Dollar an Kosten einsparen. Das wäre fast die Hälfte der Gesamtkosten der Credit Suisse im Jahr 2022.

Laut jüngsten Berichten von Bloomberg und Reuters droht ein Abbau von insgesamt rund 30'000 bis 35'000 Stellen oder "30 Prozent" der insgesamt etwa 120'000 Stellen. Allein in der Schweiz seien bis zu 10'000 Stellen in Gefahr. Hierzulande beschäftigt die UBS rund 20'000 Mitarbeitende und die CS gut 16'000 Mitarbeitende.

Ermotti will CS Schweiz integrieren

Für das Schweiz-Geschäft der CS wird derweil über verschiedene Szenarien spekuliert. Eines ist, dass die UBS das hiesige CS-Geschäft abspalten könnte und es somit doch noch eigenständig bleiben könnte.

Aber UBS-Chef Ermotti liess durchblicken, dass er die CS Schweiz integrieren wolle. So betonte er unter anderem, dass es auch danach noch genügend Konkurrenz am Schweizer Markt geben werde.

So habe etwa Raiffeisen Schweiz doppelt so viele Filialen wie die UBS und die CS zusammen. Und: Man werde im Schweiz-Geschäft die Stärken beider Banken einbringen, sagte Ermotti. Er wolle unter anderem einen Fokus auf das Wachstum im Firmenkundensegment - wo die CS von jeher am Heimmarkt sehr stark war - legen.

Staatshilfe steht zur Debatte

Jüngste Spekulationen brachten zudem ein weiteres Thema auf. Die "Financial Times" schrieb am letzten Wochenende, die UBS könnte auf die 9-Milliarden-Verlustgarantie des Bundes verzichten. Das Management hoffe, bereits bei der Veröffentlichung der Ergebnisse für das zweite Quartal Ende August darüber informieren zu können, dass die Bank die staatliche Garantie nicht in Anspruch nehmen werde.

Die UBS wollte dies auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP nicht kommentieren. Zuvor hatte sie aber schon darauf hingewiesen, unter allen Umständen vermeiden zu wollen, dass die Verlustgarantie in Anspruch nehmen zu müssen. Bei dieser Garantie geht es um die Problembereiche der übernommenen CS, konkret um das risikoreiche Handelsgeschäft.

Mit der Verlustgarantie wollte sich die UBS bei der Vereinbarung zur Notübernahme am 19. März vor allzu bösen Überraschungen absichern. Denn einen vollständigen Einblick in die Bücher der Credit Suisse hat sie erst seit dem 12. Juni - nach dem rechtlichen Vollzug der Übernahme. Sollte die UBS zu der Auffassung kommen, dass sie die problematischen Bereiche weniger verlustreich abwickeln kann und sie die Verlustgarantie nicht braucht, könnte sie den Vertrag zur Verlustgarantie kündigen.

News jederzeit möglich

Eine Aufkündigung würde der UBS erhebliche Kosten sparen. Ein weiterer Vorteil wäre weniger betriebswirtschaftlicher als politischer Natur: Es würde den Argumenten vornehmlich linker Kreise den Wind aus den Segeln nehmen. Gerade auch wegen der Rettung durch den Bund hatten verschiedene Politiker das eigenständige "Überleben" der CS Schweiz gefordert.

Angesichts dieser Gemengelage wird es immer unwahrscheinlicher, dass erst im November anlässlich der Zahlenpublikation zum dritten Quartals oder möglicherweise an einem Investorentag im Herbst genauere Pläne zur Integration verkündet werden. Mit den Indiskretionen steigt der Druck, bereits Ende August weitere Informationen zu liefern.

Gar könnte es sogar auch noch früher so weit sein. Die Verlustgarantie etwa könnte die UBS theoretisch jederzeit aufkündigen. Und sollte es einen Entscheid zum Schweiz-Geschäft geben, wäre auch das ad-hoc-relevant und müsste sofort kommuniziert werden.

CEO Ermotti hatte mehrfach betont, so transparent wie möglich sein zu wollen. Eine Planung für alle Bereiche der Bank laufe, hatte er vor gut drei Wochen gesagt. Neue Informationen gebe es, sobald dies möglich sei.

(AWP)