Das Staatsinstitut werde angesichts der sich abzeichnenden Marktumwälzung zwar keine Kursänderung vornehmen, wie Konzernchef Urs Baumann der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Montag veröffentlichten Interview sagte. "Aber wir sehen jetzt, dass wahrscheinlich mehr Kunden nach den Dienstleistungen suchen, die wir anbieten, und es besteht die Möglichkeit, dass die Situation unsere bestehenden Pläne beschleunigt."

Baumann erklärte, ihm wäre es am liebsten gewesen, wenn aus der jüngsten Krise eine unabhängige Credit Suisse hervorgegangen wäre. Doch die geplante Übernahme durch die UBS schaffe nun die Chance, neue Kunden zu gewinnen. Viele Kunden wollten für die Betreuung ihrer Vermögen und für Kredite mehrere Bankbeziehungen. "Sie glauben, dass wir mit unseren Fähigkeiten eine gute Ergänzung zur UBS sind und ein sehr attraktiver Partner für Kunden, die ein Bedürfnis nach Diversifikation haben."

Gemessen an der Bilanzsumme, den Kundeneinlagen oder den Krediten ist die ZKB gegenwärtig hinter den beiden Grossbanken und der Genossenschaftsgruppe Raiffeisen die Nummer vier in dem Land, nach dem für die nächsten Wochen geplanten Vollzug der Übernahme die Nummer drei. Doch die ZKB ist neben UBS und Credit Suisse auf dem Schweizer Markt die einzige Universalbank. So verfügt sie etwa über ein grosses Fondsangebot und ein Research für Schweizer Aktien und kann für Firmen Anleihen und Aktien platzieren. Zulegen will die ZKB unter anderem im Geschäft mit reichen Privatkunden, externen Vermögensverwaltern, Grossunternehmen und Pensionskassen. "In diesen spezialisierten Segmenten sehen wir auf nationaler Ebene viele Wachstumschancen für uns", sagte der neue Bankchef.

Getrieben von höheren Zinsen und Handelseinnahmen steigerte die ZKB den Gewinn 2022 um 12,3 Prozent auf den Rekordwert von 1,06 Milliarden Franken. Gleichzeitig sammelte die Bank netto Neugeld von 33,9 Milliarden Franken ein - 31,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Baumann deutete an, dass sich der Zufluss von Kundengeldern auch im neuen Jahr fortgesetzt hat. "Man kann davon ausgehen, dass in Krisenzeiten unabhängig von der Credit Suisse das Geld zu Banken fliesst, die als sichere Häfen wahrgenommen werden." Das gelte für die Kantonalbanken. "Ich möchte auch betonen, dass wir Zuflüsse aus verschiedenen Quellen erhalten haben und nicht nur von einer bestimmten Bank."

Auf die Frage, ob die ZKB an Teilen der Credit Suisse interessiert sei, falls diese auf den Markt kämen, sagte Baumann: "Wir haben schon früher gesagt, dass wir wachsen wollen, und wir haben gesagt, dass wir offen sind, auch externes Wachstum zu prüfen, unabhängig von der Situation der Credit Suisse." Aber ein Zukauf müsse in Bezug auf das Unternehmen, aber auch in Bezug auf die Interessen des Besitzers, des Kantons Zürich, Sinn machen. 

(Reuters)