Die neue Schadenssumme wurde am Dienstag bei einer Anhörung unter der Leitung von Narinder Hargun, dem Vorsitzenden Richter des Obersten Gerichtshofs von Bermuda, genannt. Hargun hatte im März die Wirtschaftsprüfer beider Seiten aufgefordert, eine genauere Schätzung von Iwanischwilis Verlusten vorzulegen. Damals hatte Hargun die Verluste noch auf 553 Millionen Dollar taxiert.

Der Richter hatte im März die Tochter Credit Suisse Life kritisiert und erklärt, sie habe bei den Verfehlungen des verurteilten Betrügers Patrice Lescaudron “ein Auge zugedrückt”. Die Bank erwiderte, dass der 2018 verurteilte und inzwischen verstorbene Franzose ein Einzelkämpfer gewesen sei, der seine betrügerischen Aktivitäten versteckt habe.

Getrennte Konten

Jonathan Crow, ein Anwalt der Credit Suisse Life (Bermuda) erklärte zu Beginn der Anhörung, dass er das Urteil von Hargun nicht anfechte und die revidierte Summe von 607 Millionen Dollar anerkenne. Er versuchte stattdessen, den Umfang der möglichen Entschädigung zu begrenzen. Iwanischwilis Anwalt Joe Smouha wies die Argumente der Bank als Verfahrensmissbrauch zurück.

Richter Hargun erklärte am Ende des Gerichtstermins, er werde über die von den Wirtschaftsprüfern ermittelte Schadenssumme später entscheiden, ebenso über von den Anwälten vorgebrachten Argumente. 

Der Prozess auf den Bermudas wurde als Test dafür angesehen, ob die Bank in Fällen, die in der Schweiz anhängig sind, von der Haftung verschont bleiben könnte. Ein Genfer Staatsanwalt hatte Anfang des Monats gegenüber Vertretern der Bank erklärt, er gehe davon aus, dass die Bank mehr als 60 Millionen Dollar durch Lescaudron habe waschen lassen, was den Weg für eine historische Anklage wegen Geldwäsche gegen die Bank selbst ebnen würde.

Die Credit Suisse hat im ersten Quartal dieses Jahres bereits 600 Millionen Franken an Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten gebildet, von denen ein Teil mit den Bermudas zusammenhängt. Die Bank wollte sich am Dienstag nicht dazu äussern, ob die höhere Verlustsumme weitere Rückstellungen erfordert.

(Bloomberg)