Mit der CS-Übernahme durch die UBS wurden sogenannte Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) im Wert von rund 16 Milliarden Franken für wertlos erklärt. Zur Steigerung des Kernkapitals löst der Rettungsdeal eine “vollständige Abschreibung” aller AT1-Anleihen aus, teilte die Schweizer Finanzaufsicht Finma am Sonntag mit. Die Aktionäre der Bank erhalten hingegen 3 Milliarden Franken in UBS-Aktien.

AT1-Anleihen wurden nach der globalen Finanzkrise eingeführt, um als Puffer zu dienen, wenn Banken zu scheitern drohen. Sie sind so konzipiert, dass sie den Anleihegläubigern dauerhafte Verluste aufbürden oder in Eigenkapital umgewandelt werden können — daher sind sie auch als Convertible Capital bekannt —, wenn die Eigenkapitalquoten unter ein vorher festgelegtes Niveau fallen, wodurch die Bilanz der Bank gestützt wird und sie ihre Geschäftstätigkeit aufrechterhalten kann.

Die Abschreibung ist die bisher grösste auf Papiere dieser Art, die in Europa einen rund 250 Milliarden Euro schweren Markt darstellen. Bislang wurden erst einmal AT1-Bonds abgeschrieben, als 2017 die spanische Banco Popular von der Banco Santander für einen Euro übernommen wurde. Allerdings ging hier der Verlust von 1,35 Milliarden Euro AT1-Anleihen einher mit der vollständigen Abschreibung des Eigenkapitals.

In der Regel sind die Aktionäre die ersten, deren Kapital aufgezehrt wird, bevor Anleihegläubiger drankommen. Diesen Punkt hatte auch die Credit Suisse in einer Präsentation für Investoren Anfang dieser Woche hervorgehoben. Deshalb hat die Entscheidung, die Papiere leer ausgehen zu lassen, bei einigen AT1-Anleiheeignern der Credit Suisse eine wütende Reaktion hervorgerufen.

“Das macht einfach keinen Sinn”, sagte Patrik Kauffmann, Portfoliomanager bei Aquila Asset Management. “Das wird ein totaler Schlag für den AT1-Markt sein. Das können Sie mir glauben.” Seiner Meinung hätten die AT1-Halter noch vor den Aktionären bedient werden müssen. “Die Seniorität in der Kapitalstruktur muss respektiert werden”, so Kauffmann.

Pacific Investment Management (Pimco), Investo und BlueBay Funds Management gehörten laut Bloomberg-Daten zu den vielen Fondsmanagern, die AT1-Anleihen von Credit Suisse im Portfolio hatten. Ihre Bestände können sich seit den letzten Pflichtmitteilungen allerdings geändert haben oder verkauft worden sein.

Pimco und BlueBay lehnten Stellungnahmen ab, als sie am Freitag — also vor Bekanntgabe der Credit-Suisse-Übernahme — von Bloomberg News kontaktiert wurden. Eine Sprecherin von Invesco sagte, dass die Investmentteams die Entwicklungen weiterhin beobachten.

Einige Investoren begrüssen die Tatsache, dass dieses inhärente Risiko sich tatsächlich materialisiert. John McClain, Portfoliomanager bei Brandywine Global Investment Management, weist darauf hin, dass die Inhaber der Anleihen wussten, dass sie in ein hochverzinsliches Risiko investiert haben.

“Es ist absolut richtig, zu verhindern, dass sich Moral Hazard in diesen Teil des Marktes einschleicht”, sagte er. “Diese Anleihen wurden für Momente wie diesen geschaffen. Ähnlich wie Katastrophenanleihen.”

(Bloomberg)