Der Kurs der Credit Suisse (CS) notiert am Montag zur Mittagszeit an der Schweizer Börse 3,73 Prozent tiefer bei 2,759 Franken. Ein vorige Woche berichteter Megaverlust für 2022 sowie Abflüsse wie auch operative Schwächen in der Vermögensverwaltung haben der Bank erneut schwer zugesetzt. Die Neuausrichtung der Bank in Richtung stärkerer Vermögensverwaltung und einer grösseren Verselbständigung der Investmentbank ist problembehaftet.

Um die Zukunft der CS bestehen Fragezeichen. Das Image ist schwer belastet, nachdem sich die Folgen jahrelanger Management-Fehlentscheidungen und die finanziellen Folgen von Fehlinvestments wiederholt in einem Milliardenminus gemündet haben.

Das Brokerhaus Kepler Cheuvreux hat die Aktie von "Hold" auf "Reduce" gesetzt und das Kursziel von 3,20 auf 2,10 Franken gesenkt. Von Kepler wird kritisiert, dass die CS für das erste Quartal im Kerngeschäft Vermögensverwaltung einen Verlust angekündigt hat. Saisonal ist dies eigentlich ein starkes Geschäft. Auch die Bank Vontobel hat das Kursziel gestutzt, wenn auch nur von 3,00 Franken auf 2,90 Franken, dies weiterhin bei einem "Hold"-Rating. Vontobel-Bankenanalyst Andreas Venditti lässt durchblicken, dass er die Neuausrichtung der CS auf einem noch langen Weg sieht.

Analysten-Einstufungen zur Aktie der Credit Suisse in den vergangenen 24 Monaten.

Analysten-Einstufungen zur Aktie der Credit Suisse in den vergangenen 24 Monaten.

Quelle: Bloomberg

Die Analysteneinschätzungen zur CS haben sich über die vergangenen Monate massiv verschlechtert. Eine Grafik von Bloomberg verdeutlicht dies. 

Seit dem Frühling 2021 bilden die Kaufempfehlungen nicht mehr die Mehrheit bei den Ratings. Obwohl die CS seit der Finanzkrise immer wieder Krisen erlebte, die unter anderem zu unbeliebten Kapitalerhöhungen führten, waren Analysten lange optimistisch für den Börsenkurs der Bank. Begründet wurde dies unter anderem damit, dass die Bank Ertragsstärke freisetzen könne. Dass der Zuspruch zur Bank - gemessen an Buy-Ratings - im Frühling 2021 einbrach, liegt an der damaligen Doppelkrise um die Folgen des Zusammenbruchs des Greensill-Fonds und dem Milliardendebakel um den Fonds Archegos. 

Deutlich gefallen ist auch das gemittelte Kursziel. Es fiel fast synchron mit dem Aktienkurs. Tendenziell sind die Kursziele meist höher als der eigentliche Kurs. Vor allem bei Aktien, die laufend in der Börsengunst fallen, werden die Kursziele eher mit Verzögerung angepasst. Oft nimmt die Expertengemeinde Resultatvorlagen zum Anlass, die Einschätzungen neu zu justieren. 

Bis Anfang 2022 hielt sich diese Konsens-Schätzung über 10 Franken, nachdem der Kurs schon im April 2021 unter Franken gefallen war und sich danach nur noch einmal kurz über die Schwelle erhob. Gegenwärtig liegt das Konsens-Ziel bei 3,64 Franken, was der Aktie immer noch ein Kurspotential von 30 Prozent erlaubt. Dies allerdings in einem Handel, der sehr volatil bleiben dürfte. 

Bei den Ratings sind laut Bloomberg vier Kaufempfehlungen verblieben. Zehn der Analysen raten zum Verkauf, was ein relativ hoher Wert ist. Zwölf der Analystinnen und Analysten, die sich den Zahlen und Aussichten der CS widmen, legen sich auf ein "Hold" fest. Anlegerinnen und Anleger liegen gerade bei Krisenunternehmen wie der CS nicht unbedingt falsch, wenn sie ein "Hold" als in Tat und Wahrheit "versteckte" Verkaufsempfehlung betrachten.

(cash)