Als Journalist hat man derzeit die Vibes von 2001 und 2008. Damals kamen über Monate fast täglich neue Negativ-Meldungen. Jeden Tag neue Berichte schreiben über taumelnde Aktienkurse. Jeden Tag neue Stellungnahmen, Updates, Zitate. Man kam kaum hintennach mit dem Reporting.

Damals waren es die Swissair und die UBS. Heute ist es die Credit Suisse.

Die Parallelen zwischen der Credit Suisse heute und der Vorgeschichte zu den zwei grössten Debakeln der Schweizer Wirtschaftsgeschichte lassen sich nicht mehr von der Hand weisen. Die Swissair, wir wissen es, ging in einer Art und Weise unter, die bis heute als nationale Schande bezeichnet wird. Die stolze und bisweilen überhebliche UBS musste, nicht viel weniger schmählich, von der öffentlichen Hand gerettet werden. 

Die Credit Suisse zog es in der Finanzkrise vor, sich von Aktionären aus dem Mittleren Osten finanzieren zu lassen. 15 Jahre später muss man sich mit Blick auf die Entwicklung der letzten Monate fragen, ob ihr nun ähnliches blüht wie der UBS.

Gewiss: Das Schicksal eines Unternehmens wird nicht unmittelbar an der Börse entschieden. Doch der Aktienkurs ist ein Fiebermesser eines Unternehmens. Es zeigt das Vertrauen der Investoren in ein Unternehmen. Dasselbe lässt sich über Kreditausfallversicherungen sagen, mit denen sich Investoren gegen Zahlungsausfälle absichern.

Sowohl Aktienkurs wie Kreditausfallversicherungen zeigen bei der Credit Suisse alarmierende Entwicklungen. Bei letzteren ist der Wert heute höher als bei der UBS vor 15 Jahren. Der Markt preist am Mittwoch bereits eine Ausfallwahrscheinlichkeit von fast 50 Prozent ein.

Dazu kommt die Entwicklung am Obligationenmarkt. Am Mittwoch verzeichnen CS-Bonds rekordhohe Tagesverluste. Die steigenden Renditen bei den Anleihen der Credit Suisse machen eine Refinanzierung der Bank immer teurer. Es ist ein Teufelskreis.

Was fehlendes Vertrauen im Bankenwesen heisst, hat die Credit Suisse in letzter Zeit zur Genüge erfahren. Kunden ziehen panikartig ihre Gelder ab. Kann das nicht gestoppt werden, wird es für eine Bank brenzlig. 

Ganz offensichtlich können Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und CEO Ulrich Körner, der reichlich spät die Kommunikation mit dem Markt gesucht hat, kaum Vertrauen mehr herstellen für die Bank. Ihre zuversichtlichen Aussagen zum Zustand der CS verpuffen. Ein Satz des Vertreters des CS-Hauptaktionärs Saudi National Bank, dass weitere Kapitalspritzen für die angeschlagene Bank ausgeschlossen werden, schlug am Mittwoch dagegen ein wie eine Bombe. Der Aktienkurs sackte ab wie selten zuvor gesehen.

Erschwerend für die Gesundung des Instituts kommt nun die Bankenkrise in den USA dazu. Sie ist noch nicht ausgestanden.

Ja, man hat ein äusserst klammes Gefühl wegen der zweitgrössten Schweizer Bank. Mit Blick auf 2001 und 2008 darf man davon ausgehen, dass die Schweizerische Nationalbank, die Finma und die Eidgenossenschaft Pläne in der Schublade haben für einen wie auch immer gelagerten allfälligen «Worst Case» der Credit Suisse. Alles andere wäre grobfahrlässig. 

Daniel Hügli
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