Der Kurs der Credit-Suisse-Aktie konnte in den vergangenen Tagen zwar wieder auf über 3 Franken vorstossen. Eine Beteiligungsmeldung an die Schweizer Börse SIX lässt in Börsenkreisen nun allerdings Zweifel aufkommen, ob diese Kurse gehalten werden können.

Denn wie der Meldung entnommen werden kann, hat sich mit Harris Associates sich ein langjähriger Grossaktionär zuletzt von Aktien getrennt. Die Amerikaner mussten sich nur deshalb zu erkennen geben, weil der Stimmenanteil im Zuge der Titelverkäufe unter den meldepflichtigen Schwellenwert von 3 Prozent gefallen ist.

An der Börse reagiert man überraschend gelassen auf die Neuigkeiten. Zur Stunde gewinnt die Aktie der Grossbank sogar 1,3 Prozent auf 3,10 Franken. Die Tageshöchstkurse liegen gar bei 3,112 Franken. Das mag damit zu tun haben, dass es bereits im Dezember Anhaltspunkte gab, wonach der langjährige Grossaktionär nicht an der 4 Milliarden Franken schweren Kapitalerhöhung teilgenommen haben dürfte.

Doch nicht nur die Gelassenheit der Anleger, auch die Beteiligungsreduktion an-und-für-sich überrascht die Beobachter. Harris Associates zeigte sich der Credit Suisse und ihrer Führungsriege gegenüber in all den Jahren nämlich stets loyal. Ausserdem schien der US-Vermögensverwalter die geplante Strategieanpassung zumindest in der Öffentlichkeit zu begrüssen und mitzutragen.

Zwei Jahre in Folge das SMI-Schlusslicht

Was die Amerikaner nun im Stimmungs- und Kurstief dazu veranlasst hat, ihre Beteiligung zu reduzieren, ist nicht bekannt. Auch darüber, ob sie sich nun ganz aus ihrem Engagement bei der Grossbank zurückziehen, lässt sich bloss mutmassen. Was sich sagen lässt ist, dass der Grossaktionär eigenen Angaben zufolge in der Spitze einst sogar etwas mehr als 10 Prozent an der Grossbank hielt.

In Anbetracht der geradezu katastrophalen Kursentwicklung der letzten zwei Jahre kann man ihm das nicht verübeln. 2021 ging die Credit-Suisse-Aktie nach Milliardenverlusten im Zusammenhang mit dem Kollaps des Investmentvehikels Archegos mit einem Minus von 22 Prozent als SMI-Schlusslicht aus dem Börsenjahr hervor, gefolgt von einem weiteren Minus von 63 Prozent im Folgejahr. Damit wurde der Grossbank auch 2022 die unrühmliche Rolle des SMI-Schlusslichts zuteil.

Neben der Beteiligungsmeldung treffen zur Wochenmitte gleich zwei Kurszielreduktionen ein. In einem Kommentar äussert die Bank Vontobel gewisse Zweifel am künftigen Rendite-Risiko-Profil der Credit Suisse. Ihres Erachtens entscheidet die Wiederherstellung des Vertrauens über Erfolg oder Misserfolg der eingeleiteten Massnahmen. Die Zürcher Bank senkt deshalb ihr Kursziel für die mit "Hold" eingestufte Aktie auf 3 (zuvor 3,50) Franken.

Ähnlich tönt es bei der UBS. Die Credit Suisse müsse nun beweisen, dass sie trotz höheren Refinanzierungskosten Neugeschäfte gewinnen könne, wie die grösste Schweizer Bank schreibt. Die UBS streicht ihre Schätzungen für den Vorsteuergewinn um durchschnittlich 15 Prozent zusammen. Dadurch fällt das 12-Monats-Kursziel auf 3,40 (zuvor 4) Franken. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Neutral".