Finanzexperten gehen von einem weltweiten Anstieg der Inflation aus. In der Schweiz allerdings ist das Problem weniger drückend. In den USA beträgt die Teuerung 8,5 Prozent, in der Eurozone 7,5 Prozent. In der Schweiz wurde sie zuletzt bei 2,4 Prozent gemessen.

Die Schweiz hat mit einer weniger starken Geldentwertung als im Ausland zu kämpfen, was einen Vorteil für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz bedeutet. Die Credit Suisse kommt auch zum Schluss, dass in der Schweiz keine Rezession droht. Dies schreibt ein Analystenteam um Chefökonom Claude Maurer in einem Marktkommentar für Anlegerinnen und Anleger. 

Gerade aufgrund der geringeren Bedeutung von Energie innerhalb des Budgets von Haushalten in der Schweiz, und weil die Schweiz bereits eine Hochpreisinsel ist, aber auch wegen der teilweise staatlich bestimmten Energiepreise, hat sich die Inflation hierzulande als tiefer als im Ausland erwiesen. Auf das gesamte Jahr 2022 betrachtet erwarten die CS-Ökonomen eine durchschnittliche Inflation von 1,8 Prozent. 

CS: Nationalbank wird Zinsen Mitte 2023 erhöhen

Von einer ersten Leitzinserhöhung der Schweizer Nationalbank (SNB) gehen die CS-Experten Mitte nächsten Jahres aus. Zahlreiche Ökonomen sind sich sicher, dass es im nächsten Jahr zu Zinsschritten kommen wird. So dürfte in einem Jahr der Negativzins bei -0,5 statt wie jetzt bei -0,75 Prozent liegen. Termingeschäfte legen allerdings nahe, dass die Märkte mit einem noch stärkeren Zinschritt rechnen. 

Franken als sicherer Hafen

Entwicklung des Euro-Franken-Kurses seit Anfang 2019 (Grafik: Credit Suisse).

Der Schweizer Franken habe sich denn auch während der Ukraine-Krise als "sicherer Hafen" erwiesen. Dies zeigte sich vor allem im Vergleich mit der Entwicklung des Euros, denn der Franken wurde im Gegensatz zu diesem bedeutend aufgewertet.

Das Analystenteam erwartet eine Seitwärtsbewegung des aktuell bei etwa 1,0240 notierenden Euro-Franken-Kurses, da sie von einer früheren Anhebung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) ausgehen. Für Letzteres spreche eine höhere Inflation im Europaraum. Weil die Zinsen in den USA seit März bereits angehoben wurden, und weil die SNB die Zinsen erst in einem Jahr anheben dürfte, wird sich aus Sicht der CS der Dollar zum Franken aufwerten. Aktuell beträgt der Kurs Dollar-Franken 0,9580.

Zinserhöhungen und Senkungen in der Schweiz in den vergangenen 20 Jahren (Grafik: Credit Suisse).

Aktienaufwind zu erwarten

Bei Aktien rechnet die CS mit Aufwärtspotenzial. Viele Anleger seien nach wie vor sehr vorsichtig positioniert, schreibt CS-Analyst Marc Häfliger: "Somit scheint viel Pessimismus in den aktuellen Bewertungen enthalten zu sein. Dies dürfte die Gefahr von markanten Rückschlägen mindern." Zur positiven Stimmung bei Aktien beitragen sollte, dass viele Haushalte momentan über Ersparnisse verfügen, mit welchen sie zu einem Aktienaufwind beitragen können.

Laut Analystenmeinung könne denn auch im ersten Quartal mit Unternehmensgewinnen in den meisten Sektoren gerechnet werden. Allerdings sei auch von einer erhöhten Volatilität bei Einzeltiteln auszugehen. Denn Unternehmen müssten nun einiges an Überzeugungskraft aufwenden, um zu zeigen, dass Ereignisse wie der Ukraine-Konflikt oder die Corona-Pandemie keine grösseren Gewinneinbussen schaffen.