Eigentlich hatte das Börsencomeback von Landis+Gyr alle für einen Erfolg nötigen Zutaten: Als Weltmarktführer auf dem Gebiet von Stromzählern zählt das Unternehmen zu den Gewinnern vom Siegeszug intelligenter Stromnetze. Ausserdem versprach es, eine grosszügige Dividendenpolitik zu verfolgen.

Doch es sollte alles ganz anders kommen. Wer im vergangenen Sommer Aktien zu je 78 Franken zuteilt erhielt, sitzt knapp ein Jahr später auf nicht-realisierten Verlusten von knapp 14 Prozent.

...allen Unkenrufen zum Trotz

Nur wer wie die Familie um den dänischen Milliardär und Lego-Erben Kirk Kristiansen bei Kursschwächen über den offenen Markt Aktien kaufte, konnte in den letzten Monaten Geld verdienen.

Wie eine Beteiligungsmeldung an die Schweizer Börse SIX verrät, baute Kristiansen seine Beteiligung in den letzten Tagen kräftig aus. Und das, obwohl in den letzten Tagen an der Börse gar auf einen Rückzug des Milliardärs bei Landis+Gyr spekuliert worden war (cash berichtete).

Die Kursentwicklung der Landis+Gyr-Aktie seit dem Börsengang lässt zu wünschen übrig (Quelle: www.cash.ch)

Mit etwas mehr als 10 Prozent schliesst Kristiansen zu Rudolf Maag auf. Der Medtech-Pionier gilt mit 10,17 Prozent der Stimmen als grösster Einzelaktionär des Stromzählerherstellers.

Dass der Sitz der Beteiligungsgesellschaft von Kristiansen und der Hauptsitz von Landis+Gyr nur wenige Kilometer auseinanderliegen, dürfte bestenfalls ein Zufall sein. In Börsenkreisen wird der Beteiligung einen rein finanziellen Charakter nachgesagt. Anhaltspunkte für eine aktive Einflussnahme des neuen Grossaktionärs gibt es bisweilen keine.

Dennoch fragt sich, was den dänischen Milliardär zum Aufbau eines 10-Prozent-Pakets bewogen haben dürfte. Was weiss er mehr als diejenigen Anleger, die sich in den letzten Tagen im grossen Stil von Aktien trennten?

War Landis+Gyr nicht reif für Rückkehr an die Börse?

Erst am Dienstag vor einer Woche legte Landis+Gyr ein von einmaligen Kosten belastetes Jahresergebnis vor. Millionenschwere Rückstellungen für Garantiefälle in der ersten Jahreshälfte schmälerten den Gewinn. Gleichzeitig hält der Stromzählerhersteller Goodwill in Milliardenhöhe in seinen Büchern. Ein Vermächtnis des ehemaligen Mutterhauses Toshiba.

Aus Börsenkreisen verlautet denn auch, dass Landis+Gyr im Sommer letzten Jahres noch gar nicht reif für eine Rückkehr gewesen sei. Doch die Zeit drängte, brauchte Toshiba doch dringend Geld.

Kirk Kristiansen eilte der Landis+Gyr-Aktie im vergangenen Oktober schon einmal zu Hilfe, als die Fondssparte der mit dem Börsengang betrauten UBS beim Stromzählerhersteller überraschend ausstieg. Als bekannt wurde, dass der dänische Milliardär mit 3,42 Prozent eingestiegen sei, setzte damals eine kräftige Kurserholung ein.

Ob sich diese Kurserholung wiederholen lässt, werden die nächsten Tage zeigen. Als Hauptattraktion gilt mit knapp 4 Prozent die Dividendenrendite der Aktie.