Die Summe aller Anleihen mit einer negativen Rendite auf Verfall ist in den letzten Wochen zwar etwas kleiner geworden. Weltweit weisen Obligationen aller Art im Gesamtwert von 13'000 Milliarden Dollar immer noch eine negative Rendite auf. Bei diesen Anleihen zahlt der Gläubiger dem Schuldner Geld - und nicht umgekehrt. Das gilt vor allem für die als besonders sicher geltenden Staatsanleihen.

Wegfallende Opportunitätskosten steigern die Attraktivität

Für die Experten des World Gold Council steht deshalb fest, dass Gold den Anleihen den Rang ablaufen könnte. Die Zeit sei reif, Anleihen durch das Edelmetall zu ersetzen, so schreiben sie.

Als sich mit Anleihen aus Anlegersicht noch Geld verdienen liess, hatte Gold einen entscheidenden Nachteil: Es wirft weder Zinsen noch Dividenden ab. Doch im Zuge der expansiven Geldpolitik führender Zentralbanken fällt dieser Nachteil zusehends weg. Im Fachjargon wird in diesem Zusammenhang auch von sogenannten Opportunitätskosten gesprochen.

Preisentwicklung der Gold-Unze seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)

Erst am Mittwoch hatte die US-Notenbank ihre Leitzinsen zum dritten Mal in diesem Jahr gesenkt. Neuerdings liegen diese bei 1,5 bis 1,75 Prozent. Allerdings ist nach dem Zinsentscheid bekanntlich vor dem Zinsentscheid. Gut möglich, dass die US-Notenbank anlässlich der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses vom 10. Dezember mit einem weiteren Zinsschritt nachlegt. Parallel dazu nimmt die Europäische Zentralbank (EZB) in diesen Tagen die Wertpapierkäufe wieder auf. Im Rahmen dieser sollen monatlich 20 Milliarden Euro in die Anleihenmärkte fliessen und dort auf die Renditen drücken.

Stimmung bleibt konstruktiv

Die Experten des World Gold Council vermuten denn auch einen Abwertungswettlauf der führenden Wirtschaftsnationen hinter der expansiven Geldpolitik. Das heisst, dass diese Länder versuchen, die eigene Währung zu schwächen, um dadurch im internationalen Handel Vorteile zu ergattern. Den Experten zufolge bietet Gold auch vor diesem Hintergrund einen gewissen Schutz.

So überrascht nicht, dass die für die UBS tätige Rohstoffstrategin kürzlich Positives von der diesjährigen Konferenz der Global Authority for Precious Metals (LBMA) zu berichten wusste. Eine bei den Konferenzteilnehmern durchgeführte Umfrage hatte gezeigt, dass ein Grossteil der Befragten über die kommenden 12 Monate mit einem Anstieg des Goldpreises auf 1600 Dollar oder mehr je Feinunze rechnet.

Zuletzt kostete die Gold-Unze gut 1500 Dollar. Das entspricht einem Plus von fast 18 Prozent in diesem Jahr. Im September 2011 kostete das Edelmetall in der Spitze gar etwas mehr als 1900 Dollar.