Zurich Insurance wird am frühen Donnerstagmorgen das Ergebnis für die erste Jahreshälfte vorlegen. Dann zeigt sich, ob die Aktie der Versicherungsgruppe ihren Spitzenplatz im Swiss Market Index (SMI) verteidigen, wenn nicht gar weiter festigen kann.

Mit einem Kursplus von 7 Prozent seit Jahresbeginn führt die Aktie die SMI-Gewinnerliste momentan an. Den Dividendenabgang vom April aufgerechnet sind es sogar 12,5 Prozent. Noch bis vor wenigen Wochen machte ihr jene von Swisscom den Spitzenplatz streitig. Doch dann geriet die Swisscom-Aktie im Zuge eines negativen Entscheids des Bundesverwaltungsgerichts gegen das Telekommunikationsunternehmen unter Verkaufsdruck.

Dass Zurich Insurance mit einem überzeugenden Halbjahresergebnis aufwarten und den Vorsprung gegenüber anderen SMI-Aktien weiter ausbauen kann, gilt in Analystenkreisen als ziemlich wahrscheinlich. So geht die Bank Vontobel etwa von einem guten und wie gewohnt überraschungsarmen Resultat aus. Sie sieht insbesondere im Firmenkundengeschäft einen wichtigen Prämien- und Gewinntreiber. Vergleichbare Mitbewerber wie Generali in Italien oder Axa in Frankreich haben es bereits vorgemacht. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen.

Schwache Finanzmärkte ein möglicher Spielverderber?

Etwas zurückhaltender gibt sich die Zürcher Bank hingegen für das Lebensversicherungsgeschäft, könnte sich dort doch die erhöhte Sterblichkeit negativ in der Gewinnentwicklung niederschlagen. Sie liegt mit ihren Schätzungen deshalb sowohl beim operativen Betriebsgewinn (BOP) als auch beim Reingewinn für die ersten sechs Monate um rund 3 Prozent unter den durchschnittlichen Analystenerwartungen zurück. Das spiegelt sich auch im "Hold" lautenden Anlageurteil sowie im Kursziel von 473 Franken für die Aktie wider.

Kennzahl (1. Halbjahr 2022)AWP-Konsens
P&C Bruttoprämien23,84 Milliarden Dollar
P&C Combined Ratio  92,1 Prozent
Betriebsgewinn (BOP)  3,17 Milliarden Dollar
Reingewinn  2,51 Milliarden Dollar
Eigenkapital33,83 Milliarden Dollar


Auch die Zürcher Kantonalbank (ZKB) rechnet mit einem soliden Halbjahresergebnis, warnt jedoch ebenfalls vor möglichen Folgen der erhöhten Sterblichkeit auf die Gewinnentwicklung bei der US-Tochter Farmers. Ausserdem dürften die schwachen Finanzmärkte gewisse Spuren hinterlassen haben. Dennoch wird die Aktie wie bis anhin mit "Übergewichten" zum Kauf angepriesen.

Nicht zuletzt auch dank der gestiegenen Zinsen erwartet die ZKB eine weitere Verbesserung der SST-Quote. Diese Kennzahl misst die Solvenz, steht die Abkürzung "SST" doch für "Swiss Solvency Test". Je höher die SST-Quote, desto höher das Überschusskapital eines Versicherungsunternehmens. Mit dem Überschusskapital lassen sich dann entweder ergänzende Firmenkäufe, höhere Dividenden oder Aktienrückkäufe finanzieren.

Kommen die Aktionäre in Sachen Aktienrückkauf zum Handkuss?

Wie die Bank Vontobel schreibt, fliesst der Verkauf von geschlossenen Lebensversicherungspolicen in Italien und Deutschland noch nicht in die SST-Quote. Der Zürcher Bank zufolge dürfte die SST-Quote per Ende Juni bei 237 Prozent gelegen haben. Da der Verkauf von Lebensversicherungspolicen die Kapitalbindung reduziert, sollte sich die SST-Quote bis Ende Jahr dann sogar auf 248 Prozent verbessern.

Während einige Börsenbeobachter bei Zurich Insurance schon anlässlich der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen mit der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms rechnen, bleibt Vontobel zurückhaltend. Sie sieht das Unternehmen diesbezüglich erst am Investorentag vom 16. November gross auftrumpfen. Allerdings gilt in Sachen Aktienrückkäufe: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.