Nachfolgend eine Auswahl von Stimmen von Analysten und Ökonomen zu den von US-Präsident Donald Trump angedrohten Strafzöllen gegen die EU von 30 Prozent ab dem 1. August:
Vincent Stamer, Commerzbank:
«US-Präsident Donald Trump hat der Europäischen Union mit Zöllen von 30 Prozent ab dem 1. August gedroht. Sollten diese Zölle tatsächlich in Kraft treten, könnten sie der deutschen Wirtschaft einen Schaden von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts innerhalb von zwei Jahren zufügen. Ein Teil des durch die höheren staatlichen Investitionen erhofften Aufschwungs würde verpuffen. Die Provokation dürfte auch das Risiko einer Eskalation im Handelsstreit erhöhen. Dennoch gehen wir weiter davon aus, dass in den kommenden Monaten ein Rahmenvertrag zwischen den Handelsblöcken geschlossen wird und der durchschnittliche US-Importzoll gegenüber Waren aus Europa sich bis zum Herbst bei etwa 15 Prozent einpendelt.»
Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank:
«Ursprünglich sahen die am 2. April verkündeten reziproken US-Zölle gegenüber der EU einen Zollsatz von 20 Prozent vor. In einer anschliessend eingeräumten 90-tägigen Übergangsfrist, die jüngst auf den 1. August verlängert wurde, gilt zwischenzeitlich ein Basiszollsatz von 10 Prozent. Die nun verkündeten Einfuhrgebühren von 30 Prozent übersteigen demnach also selbst den ohnehin schon hohen ursprünglichen Zollsatz von 20 Prozent erheblich. Die EU setzt weiter auf eine Verhandlungslösung. Auch an den Finanzmärkten halten sich die negativen Reaktionen bislang in Grenzen, was davon zeugt, dass auch an den Börsen auf eine Einigung gesetzt wird. Donald Trump dürfte mit dem verschickten Brief vor allem den Druck nochmals erhöhen zu wollen. Er schrieb zugleich: Sollte die EU bereit sein, ihre bislang geschlossenen Handelsmärkte für die USA zu öffnen und Handelsbarrieren zu eliminieren, werde man eventuell eine Anpassung des Schreibens in Erwägung ziehen. Auch wir gehen davon aus, dass es zu einer Lösung im Zollstreit kommt.
Der EU-US-Handel wird aber so oder so zukünftig mit höheren Handelsbarrieren belegt sein. Die europäische Staatengemeinschaft tut gut daran für binnenwirtschaftliche Impulse zu sorgen. Oberste Priorität muss sein, den heimischen Unternehmen eine höhere Agilität zu verschaffen. Dazu gehört einmal mehr der bereits viel zierte Bürokratieabbau.»
(Reuters)