Analysten erwarten im Schnitt bei Stadler Rail einen Umsatzrückgang auf 1,402 Milliarden Franken im Ersthalbjahr 2023 verglichen mit 1,472 Milliarden Franken in der Vorjahresperiode. Der Auftragseingang wird in einer AWP-Umfrage unter den Analysten bei 3,883 Milliarden Franken gesehen von zuvor 5,974 Milliarden Franken. Der Reingewinn wird im Schnitt mit 13,8 Millionen Franken veranschlagt verglichen mit 2,4 Millionen im Ersthalbjahr 2022. 

Stadler Rail dürfte im ersten Halbjahr also einen Rückgang beim Auftragseingang und beim Umsatz ausweisen. Der Betriebsgewinn Ebit dürfte auch sinken. Allerdings hatte Stadler hier im Vorjahressemester von einem Einmaleffekt von 21 Millionen durch die Akquisition der deutschen Signaltechnikfirma BBR profitiert.

Die Ebit-Marge bleibt unter Druck durch den Gegenwind des starken Frankens. Beim Reingewinn wird eine markante Erholung erwartet nach dem Absturz im Vorjahr wegen Währungseinbussen und Kursverluste im Finanzergebnis. Operativ dürfte Stadler wieder zur traditionellen Saisonalität zurückkehren, wonach der Konzern im ersten Halbjahr ein Drittel des Jahresumsatzes macht und zwei Drittel in der zweiten Jahreshälfte.

Für das neue Geschäftsjahr 2023 erwartet Stadler einen Umsatz von 3,7 bis 4,0 Milliarden Franken (Vorjahr: 3,75 Milliarden). Die Ebit-Marge soll auf einem vergleichbaren Niveau wie 2022 zu liegen kommen. Das wären 5,5 Prozent.

"Wir gehen davon aus, dass wir nach wie vor externe Einflüsse haben", hatte Konzernchef Peter Spuhler bei der Vorlage der Gesamtjahreszahlen im März gesagt. Dabei nannte er etwa Inflation oder negative Entwicklungen bei Währungen, Rohstoffen oder Energiepreisen. Stadler Rail habe auch auf der Salärseite massive Steigerungen erlebt.

Stadler Rail hat wieder eine Reihe von Aufträgen gewonnen

Zur Bereitstellung der benötigten Kapazitäten rechnet Stadler 2023 mit Investitionen von circa 200 Millionen Franken. "Wir hoffen, dass wir die alte Stabilität vielleicht schon 2023 zurückgewinnen können", hatte Spuhler im März gesagt. Bis 2025 soll der Umsatz von Stadler Rail jährlich im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen. Die Investitionen sollen auf 120 bis 150 Millionen Franken sinken von rund 200 Millionen im vergangenen Jahr. Mittelfristig wolle man unbedingt wieder die alte Flughöhe bei der Ebit-Marge von 7 bis 8 Prozent erreichen.

Stadler hat wieder eine Reihe von Aufträgen gewonnen: So hat der Konzern von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) den Zuschlag erhalten für die Lieferung von bis zu 120 Batteriezügen. Eine entsprechende Rahmenvereinbarung und auch die erste Lieferung von 16 Zügen soll noch im Herbst 2023 erfolgen.

Ausserdem haben die ÖBB aus dem Rahmenvertrag 35 neue Doppelstockzüge bestellt, der im letzten Jahr abgeschlossen wurde. Die Rahmenvereinbarung hat eine Laufzeit von 10 Jahren und ein Gesamtvolumen von bis zu 1,3 Milliarden Euro. Zudem ist Stadler mit der Lieferung und Wartung von insgesamt 25 Wasserstoffzügen in Italien beauftragt worden.

Zusätzlich sollen die Ostschweizer bis zu 60 Züge an den italienischen Bahnbetreiber Ente Autonomo Volturno (EAV) liefern. Trenitalia haben 13 Lokomotiven bestellt, der Auftrag kann aber auf bis zu 50 Loks erweitert werden. Auch aus Litauen kam ein erster Auftrag über 15 Flirt-Triebzüge. Aus Grossbritannien kam ein neuer Auftrag von GB Railfreight für den kompletten Service für bis zu 30 Class 99 Bi-Mode Co'Co-Lokomotiven.

Und in der Schweiz hat die Matterhorn Gotthard Bahn (MGBahn) die ersten sechs von insgesamt 37 neuen Orion-Triebzügen auf die Schiene gebracht. Die Bestellung beläuft sich über insgesamt 400 Millionen Franken. Daneben hat Stadler eine Bestellung für bis zu 50 Trams in Mailand erhalten.

Die Aktien von Stadler Rail haben sich seit Jahresbeginn kaum verändert, und schneiden damit deutlich schlechter ab als der Gesamtmarkt gemessen am SPI mit einem Plus von rund 5 Prozent. Im vergangenen Jahr sanken die Papiere um beinahe 18 Prozent.

(AWP/cash)