Marc Funk räumt nach weniger als einem Jahr seinen Chefsessel beim Pharmazulieferer Lonza. Funk trete aus "persönlichen Gründen" zurück, wie das Unternehmen am frühen Dienstagmorgen in einer knapp gehaltenen Medienmitteilung schreibt.

Das wiederum lässt Raum für Spekulationen. An der Leistung Funks kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Denn seit seinem Amtsantritt im März konnte die Aktie seines Arbeitgebers um gut 24 Prozent zulegen. Auch das Ende Juli veröffentlichte Halbjahresergebnis liess keine Anlegerwünsche offen.

Dass der Basler Pharmazulieferer keinen Nachfolger präsentieren kann, und Verwaltungsratspräsident Albert Baehny interimistisch einspringen muss, lässt zumindest darauf schliessen, dass der Entscheid auch für das Unternehmen überraschend kam.

Wie es in Analystenkreisen heisst, ist der Rücktritt Funks ein grosser Verlust für Lonza. Funk war vor seinem Wechsel an die Unternehmensspitze für die Division Pharma & Biotech zuständig und führte diese nach einer erfolgreichen Restrukturierung zu starkem Wachstum und einer sehr hohen Profitabilität.

Zeugt der Rücktritt von strategischen Differenzen?

Bei der UBS wird darauf verwiesen, dass schon sein Vorgänger Richard Ridinger überraschend den Hut nahm. Die grösste Schweizer Bank zeigt sich von der hohen Fluktuation an der Unternehmensspitze überrascht. Was den Leistungsausweis von Marc Funk als Firmenchef angeht, lässt sich dieser der UBS zufolge nur schwer abschätzen. Das Anlageurteil für die Aktie lautet weiterhin "Buy" mit einem 12-Monats-Kursziel von 370 Franken.

Für den Pharmaanalysten von Baader-Helvea kommt die Ankündigung ebenfalls völlig unerwartet. Er schliesst vom Rücktritt auf mögliche strategische Differenzen zwischen der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat. Obwohl der Analyst kurzfristig tiefere Kurse für wahrscheinlich hält, empfiehlt er die Aktie wie bis anhin mit einem Kursziel von 349 Franken zum Kauf. 

Ähnlich äussert sich sein Berufskollege bei der Bank Vontobel. Auch er befürchtet, dass es bei Lonza unter der Oberfläche "brodeln" könnte. Er äussert die Hoffnung, dass das Unternehmen beim Nachfolger Funks eine bessere, weil längerfristigere Wahl trifft. Der Vontobel-Analyst stuft die Lonza-Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 390 Franken ein.

Die Lonza-Aktie wird zur Stunde denn auch mit einem Minus von 6,3 Prozent auf 323,20 Franken abgestraft. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 320,40 Franken. Händler berichten von auffälligen Abgaben aus dem angelsächsischen Raum.

Aktie unterbricht ihren Höhenflug

Im Zuge von Sektorrotationen fiel der Kurs der Lonza-Aktie in den letzten Tagen etwas zurück. Mittlerweile trennen sie knapp 10 Prozent vom bisherigen Rekordhoch von Anfang September bei 364 Franken. Mit einem Kursplus von 30 Prozent ist die Aktie bei den Standardwerten aus dem Swiss Market Index (SMI) aber weiterhin weit oben auf der Gewinnerliste zu finden. Sowieso zählt Lonza zu den Schweizer Börsenüberfliegern der letzten Jahre.

Händlern zufolge könnte die Aktie des Pharmazulieferers ihren Höhenflug nun unterbrechen. Das Unternehmen müsse schon mit einem überzeugenden Nachfolger für den ausscheidenden Funk aufwarten können, um ihr neue Impulse zu verleihen. Ob schon anlässlich der Jahresergebnisveröffentlichung vom 21. Januar ein Nachfolger präsentiert werden könne, bleibt abzuwarten, so der Tenor.