Zurich präsentiert erstmals einen Halbjahresbericht gemäss den neuen Rechnungslegungsregeln (IFRS 17). Die Vergleichszahlen aus dem Vorjahr wurden im Vorfeld angepasst. Im neu aufgebauten Rahmen berichtet Zurich zum Beispiel neu über den Versicherungsumsatz, wenn es um Geschäftsvolumen geht.

Von der Agentur AWP befragte Analysten erwarten von Zurich im Schnitt einen Versicherungsumsatz im Ersthalbjahr 2023 von 26,07 Milliarden Dollar. Im ersten Halbjahr 2022 waren 24,46 Milliarden Dollar erzielt worden. Als Gewinn, der den Aktionären zugerechnet wird, schätzen Analysten im Schnitt 2,58 Milliarden Dollar gegenüber 2,34 Milliarden Dollar in der Vorjahresperiode.

Der Betriebsgewinn wird von Analysten mit 3,61 Milliarden Dollar veranschlagt, Im ersten Halbjahr 2022 waren es revidierte 3,74 Milliarden Dollar. Die Combined Ratio (Schaden-Kosten-Quote) soll auf 92,8 von 91,6 Prozent steigen.

Analysten rechnen mit einem soliden Zahlenausweis zum ersten Halbjahr 2023. In der Nichtlebenversicherung profitiert die Gruppe vor allem im Geschäft mit Unternehmenskunden seit längerem von steigenden Preisen. Eher kleinere Naturkatastrophen dürften den Schaden-Kosten-Satz aber belastet haben, während im Lebengeschäft mit Blick auf die Profitabilität weitere Fortschritte erwartet werden.

Darüber hinaus nimmt in Zukunft die vertragliche Servicemarge respektive die Contractual Service Margin (CSM) eine wichtige Rolle ein. Die CSM bildet in der Bilanz die noch nicht verdienten Gewinne aus dem Lebensversicherungsbestand (ohne kurzfristige und Investment-Verträge) ab, die später über die Jahre in Tranchen in die Erfolgsrechnung fliessen.

Die Zurich-Gruppe und Analysten rechnen aufgrund der IFRS-Umstellungen nur mit begrenzten Auswirkungen auf die Ergebnisse. Gar keine Einflüsse habe IFRS 17 auf die Dividendenpolitik oder die Quote zum Schweizer Solvenztest (SST), wie das Management anlässlich einer Informationsveranstaltung versichert hatte.

Am Investorentag im November hatte Zurich auf Basis der neuen Regeln die Ziele für die kommenden drei Jahre kommuniziert. Bis 2025 wird eine Eigenkapitalrendite zum Betriebsgewinn von 20 Prozent angestrebt nach zuvor über 14 Prozent. Um den IFRS-Effekt bereinigt starte der Konzern mit geschätzt 18 Prozent in die neue Strategieperiode, hiess es.

Nebst dem Renditeziel hatte Zurich auch jenes zum Gewinnwachstum erhöht: Neu wird jährlich mit einem Zuwachs des Gewinns je Aktie von mindestens 8 Prozent nach bislang 5 Prozent gerechnet. Die Aktionäre sollen derweil vom jeweiligen Jahresgewinn rund 75 Prozent als Dividende ausbezahlt erhalten.

Aktie der Zurich hat seit Jahresbeginn an Wert verloren

Diese Woche wurde bekannt, dass sich die Zurich vor dem High Court in London gegen eine Klage im Zusammenhang mit dem Niedergang des britischen Lieferkettenfinanzierers Greensill verteidigen muss. Der Konkursverwalter der Bremer Greensill Bank will Ansprüche aus Kreditversicherungen der Zurich in Höhe von über 250 Millionen Dollar geltend machen.

Weiter will sich die Zurich früherer Gerüchten zufolge an der indischen Kotak General Insurance, der Versicherungssparte der Kotak Mahindra Bank, beteiligen. Die Gerüchte machten Mitte Juni die Runde, wurden aber von der Zurich selbst nicht kommentiert.

Anfang Juni hat Zurich das im November 2022 lancierte Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 1,8 Milliarden Franken abgeschlossen. Insgesamt wurden rund 4,1 Millionen Aktien zu einem durchschnittlichen Kaufpreis von 438,55 Franken gekauft.

An der Börse hat die Aktie der Zurich seit Jahresbeginn an Wert verloren. Die Titel starteten mit einem Kurs von rund 450 Franken ins 2023 und liegen nunmehr bei rund 420 Franken. Die Aktionärinnen und Aktionäre zählen bei der Zurich aber unter anderem auch auf weiterhin grosszügige Dividendenzahlungen.

(AWP/cash)