Sowohl CSL als auch Vifor Pharma haben am Montag gemeinsam Gespräche um eine Übernahme bestätigt, ohne weitere Details dazu verlauten zu lassen. Man führe mit CSL Gespräche über eine mögliche Transaktion, hiess es seitens Vifor. Entsprechende Entscheide seien aber noch nicht gefallen. 

Vor fast zwei Wochen waren erstmals Spekulationen über eine mögliche Übernahme aufgekommen. Damals wollte Vifor die Spekulationen noch nicht kommentieren. Die Zeitung "The Australian" hatte einen Übernahmepreis von mehr als 10 Milliarden australischen Dollar genannt. Dies entspricht rund 6,5 Milliarden Franken. 

Die Aktionäre von Vifor Pharma rechnen allerdings mit weit mehr als diesem Betrag. Mit dem aktuellen Aktienkurs von Vifor liegt die Bewertung des Unternehmens bei etwa 8,833 Milliarden Franken. Dies nach einem Kursanstieg von rund 14 Prozent am Montagmorgen. Der Aktienkurs befindet sich seit Kurseröffnung auffallend stabil auf der Linie von 135 Franken - was einer expliziten Erwartungshaltung des Marktes gleichkommt. 

Da stecken wohl auch Spekulationen dahinter, dass ein weiterer Mitbieter in das Rennen um Vifor einsteigen könnte, vielleicht aus dem Private-Equity-Bereich. Denn mindestens ein grosser Finanzinvestor habe mit Vifor bereits Ende November 2020 Gespräche über eine mögliche Übernahme geführt, wie Reuters damals berichtete. Eine Offerte in der Grössenordnung von 10 Milliarden Franken sei im Raum gestanden. Beim Preis hätten die Parteien aber keine Einigkeit erzielt. "Es ist nicht nötig, dass wir übernommen werden, um unsere zentrale Story und Strategie umzusetzen", sagte der damalige Konzernchef Stephan Schulze kurze Zeit später.

Stetig sinkender Vifor-Aktienkurs

Schon damals schnellte die Aktie kurzfristig um 17 Prozent empor. Aber im November 2020 wurden die Gespräche im Gegensatz zu heute nicht bestätigt, was eine Übernahme nun um einiges wahrscheinlicher macht. Denn mit einer öffentlichen Verlautbarung betreffend Übernahmegesprächen setzt sich eine Firma quasi offiziell ins Verkaufsschaufenster.

Ein Interesse an einem möglichst hohen Übernahmepreis haben Hauptaktionäre Martin Ebner und Rosmarie Ebner, welche über die Beteiligunsggesellschaft Patinex etwas über 20 Prozent an Vifor halten. Der Bündner Immobilienunternehmer Remo Stoffel hält 7 Prozent. Ebner hatte laut einem Bericht der "Luzerner Zeitung" den Grossteil seiner Vifor-Beteiligung im Jahr 2015 aufgebaut, als der Durchschnittskurs rund 100 Franken betrug.

Seit Anfang 2020 ist es mit dem Aktienkurs von Vifor abwärts gegangen. Von 190 Franken im Januar 2020 sackte die Aktie auf 102 Franken Anfang Dezember 2021. Mitgespielt hat die Corona-Pandemie, weil während der Lockdowns viele Patienten ihre Termine und Operationen verschieben mussten. Unruhe herrschte auch intern: Im Sommer 2021 ging der CEO, kürzlich der Finanzchef. Beim Hoffnunsgträger der Firma, dem Eisenpräparat Ferinject, läuft zudem ab 2023 der Patentschutz ab. Unsicher ist, ob Generikahersteller ein gleichwertiges Medikament auf den Markt bringen können. Das will Ebner offenbar nicht abwarten. Er scheint die Geduld bei Vifor verloren zu haben.