«Die Wirtschaftsschwäche belastet weiterhin den Arbeitsmarkt», sagte die Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, am Freitag in Nürnberg. Die BA verzeichnete in diesem Monat 2,774 Millionen Arbeitslose. Das sind 17.000 weniger als im Oktober, aber 168.000 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 5,9 Prozent. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

Martin Müller, KFW Research

«Am Arbeitsmarkt zeigen sich derzeit Licht und Schatten. Positiv ist zu verbuchen, dass die Erwerbstätigkeit bis ins Jahr 2024 hinein weiter gestiegen ist. Die Zahl der Erwerbstätigen hat mit mehr als 46 Millionen ein Rekordniveau erreicht. Auch die Arbeitslosigkeit liegt trotz der tiefen Rezession im Jahr 2020 und drei Jahren der Stagnation auf einem historisch niedrigen Niveau. Die Erwerbslosenquote gemäss der internationalen ILO-Definition lag im dritten Quartal mit 3,3 Prozent auf einem der tiefsten Stände seit der Wiedervereinigung. Damit ist sie für Deutschland nur halb so hoch wie für den Durchschnitt aller EU-Staaten.

Sorgen bereitet dagegen, dass die Zahl der Arbeitslosen seit dem Jahr 2021 wieder deutlich gestiegen ist. Aufgrund der verhaltenen Konjunkturaussichten wird die Zahl der Arbeitslosen auch im nächsten Jahr voraussichtlich weiter zunehmen. Ausserdem dämpfen der Fachkräftemangel und die schwächelnde Arbeitsproduktivität die Wachstumsaussichten für die deutsche Wirtschaft. Um das Produktivitätswachstum wieder anzukurbeln, muss Deutschland mehr investieren und die Digitalisierung auch im Dienstleistungssektor und in den Kommunen mit dem Ziel der Produktivitätssteigerung weiter voranbringen.»

Bettina Kohlrausch, WSI-Institut

«Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist weiter problematisch. Dies ist nicht nur für die betroffenen Personen, die Brüche in ihrer Erwerbsbiographie verkraften und bearbeiten müssen, sondern auch für die gesamte Gesellschaft verunsichernd. Während die Sorgen vor Jobverlusten in den letzten Jahren vergleichsweise gering waren, zeigen unsere Studien ein hohes und wachsendes Mass an finanziellen Belastungen und Sorgen um die eigene wirtschaftliche Situation.»

(Reuters)