Die Inflation im Euro-Raum schwächt sich angesichts der Serie von Zinserhöhungen der EZB immer stärker ab. Die Verbraucherpreise stiegen im September nur noch um 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Oktober 2021. Der Rückgang fiel zudem stärker aus als erwartet - Volkswirte hatten mit einer Teuerung von 4,5 Prozent gerechnet. Im August hatte sie noch bei 5,2 Prozent gelegen. Die Kernrate, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben, sank zudem im September kräftig auf 4,5 Prozent nach 5,3 Prozent im August.
Analysten sagten zu den Daten in ersten Reaktionen:
Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank:
«In den Fluren des EZB-Hochhauses in Frankfurt dürfte sich eine gewisse Zufriedenheit ausbreiten. Die Inflationsrate fällt im September merklich. Auch wenn der Rückgang zu einem grossen Teil deutschen Sondereffekten zuzuschreiben ist, liest sich eine Teuerungsrate von 4,5 Prozent deutlich angenehmer als die Rekordwerte von über 10 Prozent im vergangenen Jahr. Die EZB tritt nun an die Seitenlinie. Die europäischen Währungshüter sind im passiven Modus angelangt. Fallen die Inflationsraten in den kommenden Monaten weiter, erreicht die EZB restriktives Terrain. Restriktiv ist eine Zentralbank dann, wenn die Leitzinsen über den Inflationsraten liegen. Dies ist bislang noch nicht der Fall. Wir gehen davon aus, dass das Zinshoch erreicht ist. Zu Zinssenkungen wird es aber vorerst noch nicht kommen, dazu ist die Inflationsrate noch zu hoch.»
Alexander Krüger, Hauck Aufhäuser Lampe:
«Bei günstigen Basiseffekten macht der Inflationsblick wieder Freude. Die Inflationsrate wird in den nächsten Monaten noch weiter fallen. Der grosse Haken bleibt das auch 2024 unerreichte 2-Prozent-Preisziel. Vor allem der Rohölpreis und die Löhne halten die Inflationsrisiken aufwärts gerichtet. Die EZB wird deshalb erst einmal in Habachtstellung verharren. Dass die EZB leitzinsseitig noch einmal aktiv wird, ist eine beachtenswerte Option. Das Thema Leitzinssenkung bleibt noch lange eingemottet.»
Jörg Krämer, Chefökonom Commerzbank:
«Endlich hat auch die Inflationsrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel sichtbar den Höhepunkt überschritten. Das im Sommer vergangenen Jahres vorübergehend eingeführte 9-Euro-Ticket verzerrt nicht mehr die Inflationsdaten für den Euroraum. Der nun auch bei der Kerninflation sichtbare Abwärtstrend wird die vielen Tauben im EZB-Rat freuen. Vermutlich wird die EZB ihre Zinsen nicht weiter erhöhen, zumal sie ihre optimistische Konjunkturprognose wohl weiter senken muss.»
(Reuters)
2 Kommentare
Juhuu!! Bald wird die Gelddruckmaschine wieder hochgefahren und die sinnlose Produktion von nicht nachhaltigen Gütern beschleunig. Viva FIAT Standard.
…😂 unsere Wirtschaft ist leider auf Konsum als Massendroge ausgelegt. 🍫😍