Das Bruttoinlandsprodukt legte von Januar bis März um 0,2 Prozent zum Vorquartal zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in seiner ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dies erwartet. Im Schlussvierteljahr 2024 war Europas grösste Volkswirtschaft noch im 0,2 Prozent geschrumpft. Zwei Minus-Quartale in Folge gelten als technische Rezession. Für den positiven Jahresauftakt sorgten «sowohl die privaten Konsumausgaben als auch die Investitionen», erklärten die Statistiker. Beide seien höher gewesen als im Vorquartal.

Analysten sagten zu den Daten in ersten Reaktionen:

Michael Herzum, Leiter Volkswirtschaft Union Investment:

«Die Industrie tendiert zur Stabilisierung, weil die Hoffnung auf eine Ankurbelung der Investitionen in Deutschland durch das Fiskalpaket besteht. Doch der Schlag mit dem Zollhammer durch die hohen drohenden US-Importzölle ist in den Daten des ersten Quartals noch nicht sichtbar. Kein Zweifel: Deutsche Exporte bekommen einen scharfen Gegenwind durch die US-Wirtschaftspolitik. Das dürfte sich aber erst im zweiten Halbjahr so richtig widerspiegeln. Viele Unternehmen haben ihre Exporte in Erwartung höherer Zölle und schlechterer Handelsbedingungen vorgezogen. Daher könnte die Wirtschaftsleistung im kommenden Quartal noch solide ausfallen.

Mittelfristig verbessert der Handlungsdruck, mehr in Verteidigung und Infrastruktur zu investieren, die konjunkturellen Perspektiven in Europa deutlich. Der Weg aus der jahrelangen Konjunkturflaute wird aber für die deutsche Wirtschaft zum Marathon und ist kein schneller Sprint. Für das laufende Jahr erwarten wir ein Wachstum der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent.»

Jörg Krämer, Chefökonom Commerzbank:

«Das Plus gegenüber dem vierten Quartal sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die deutsche Wirtschaft nicht vor einer langjährigen, kräftigen Erholung steht. Zwar dürfte das riesige Finanzpaket die Konjunktur im kommenden Jahr anschieben. Aber viele Unternehmen vermissen in Deutschland einen wirtschaftspolitischen Neustart, der nach der jahrelangen Erosion der Standortqualität notwendig wäre. Ausserdem schadet Trumps Protektionismus der wichtigen deutschen Exportwirtschaft.» 

(Reuters)