Die Verbraucherpreise stiegen angeheizt durch den anhaltenden Preisschub bei Energie binnen Jahresfrist um 10,7 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Montag auf Grundlage einer ersten Schätzung mitteilte. Das ist das höchste Niveau seit Einführung des Euro 1999. Von Reuters befragte Experten hatten nur mit 10,2 Prozent gerechnet, nach einer Teuerungsrate von 9,9 Prozent im September.

Trotz Rekordinflation und Ukraine-Krieg wuchs die Wirtschaft der Euro-Zone im Sommer etwas. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg zwischen Juli und September um 0,2 Prozent zum Vorquartal, wie Eurostat mitteilte. Von Reuters befragte Fachleute hatten damit gerechnet.

Analysten sagten zu den Daten in ersten Reaktionen:

ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:

"Die Inflationsrate steigt, und sie wird vorerst auch zweistellig bleiben. Anders als zuletzt signalisiert, sollte die EZB die Inflationsbekämpfung wieder ernster nehmen. Die Euro-Zonen-Wirtschaft scheint vom Zaubertrank der Gallier getrunken zu haben. Angesichts der Energiekrise ist der BIP-Zuwachs ordentlich. Wegen hell leuchtender Rezessionssignale scheint nun aber kaum noch Zaubertrank vorhanden zu sein. Vor allem der Konsum dürfte zu einer im Winterhalbjahr leicht schrumpfenden Wirtschaftstätigkeit beitragen."

JÖRG KRÄMER, CHEFÖKONOM COMMERZBANK:

"Mit 10,7 Prozent liegt die Inflation schon jetzt meilenweit über den 9,2 Prozent, die die EZB für das vierte Quartal erwartet. Auf diese Inflationsrisiken sollte sich die EZB gemäß ihres Mandats auf der Dezember-Sitzung konzentrieren – und nicht auf die Rezessionsrisiken. Der Euro-Raum braucht im Dezember einen weiteren großen Zinsschritt um 0,75 Prozentpunkte." 

(Reuters)