Die Inflation in Deutschland ist im Juli überraschend nicht gesunken. Waren und Dienstleistungen kosteten erneut 2,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 1,9 Prozent gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:

Michael Heise, Chefökonom HQ Trust: 

«Auch wenn der Preisniveauanstieg mit 2 Prozent so hoch ist wie im Juni, gab es für Verbraucher auch einige positive Entwicklungen. Dienstleistungen sind zwar nach wie vor deutlich teurer als vor einem Jahr. Der starke Anstieg hat sich aber deutlich abgeflacht und liegt nur noch wenig über 3 Prozent. Im Warensegment ist der Preisanstieg mit 1,0 Prozent weiterhin verhalten. Entlastung kommt von den Energiepreisen, die weiterhin unter dem Vorjahresniveau liegen. Der im Vorjahresvergleich starke Euro wirkt sich auf die Warenpreise, vor allem die Kosten des Energieimports positiv aus. Weniger erfreulich ist ein weiterhin deutlicher Anstieg der Nahrungsmittelpreise. Die Entwicklungen in einzelnen Produktgruppen sind den Länderdaten zufolge sehr unterschiedlich, manches ist günstiger, vieles aber teurer als im Vorjahr. Besonders zur Kasse gebeten werden die Liebhaber von Kaffee und Schokolade.»

Silke Tober, IMK:

«Das Verharren der Inflationsrate bei 2,0 Prozent trotz weniger stark dämpfender Energiepreise als in den Vormonaten zeigt, dass die Inflationslage entspannt ist. Insbesondere ist die Teuerung bei Dienstleistungen erneut etwas zurückgegangen, auch wenn sie durch den starken Preisauftrieb bei Versicherungen und sozialen Einrichtungen sowie im öffentlichen Nahverkehr noch überdurchschnittlich ausfällt.»

(Reuters)