Im angelsächsischen Raum ist ein Dividenden-Aristokrat ein Unternehmen, das seine Ausschüttungen seit mindestens 25 Jahren erhöhen konnte - jedes Jahr. Doch wer sich in der Hackordnung der Monarchen auskennt, der weiss, dass der König oder die Königin über allen steht. Dividenden-Könige bezeichnet man als Firmen, die über mehrere Jahrzehnte, mindestens aber 50 Jahre lang kontinuierlich ihre Dividende gesteigert haben. 

Aristokraten und Könige im Reich der Dividenden findet man vor allem in «Corporate America». Das hat mit der langen Dividendengeschichte und der Shareholder-Kultur in den USA zu tun, aber auch mit dem regulatorischen und stabilen Umfeld für die Unternehmen, die hauptsächlich in den Bereichen Konsumgüter, Gesundheit und Energieversorgung operieren. In Europa gibt es keine Dividenden-Könige. In der Schweiz hat Roche immerhin in den letzten 31 Jahren die Dividende kontinuierlich erhöht. Der Pharmakonzern kann somit den Hut eines Dividenden-Aristokraten tragen.

Dividendenaristokraten soll es in den USA im S&P 500 rund 65 geben. Dividendenkönige sind noch rarer, vor allem im ganz oberen Bereich, also Firmen, die mindestens 60 Jahre ununterbrochen die Ausschüttungen erhöht haben. Der Youtube-Kanal «Dividend Freak» hat sich auf die Suche gemacht und dabei 15 «Ü-60»-Dividendenkönige in den USA ausfindig gemacht. Die US-Anlegerzeitung «Barron’s» hat die Liste anhand der Geschäftsberichte der Firmen verifiziert und beglaubigt, schreibt aber auch, dass es durchaus noch mehr Dividenden-Könige in den USA geben könnte.

Quasi «The King of Dividend Kings» ist American States Water. Das im Vergleich kleine kalifornische Wasser- und Elektrizitätsversorgungsunternehmen mit einer Marktkapitalisierung von nur 3 Milliarden Dollar hat nicht weniger als 69 Jahre in Folge die Dividenden erhöht.

Die Dividende der Firma, die es seit 1929 gibt und mit sehr langfristigen Kundenverträgen operiert, wurde in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich 8 Prozent pro Jahr angehoben. Aktuell durchläuft die Firma an der Börse eine etwas unübliche Phase. Der Aktienkurs von American States Water ist in den letzten 13 Monaten nämlich von rund 100 Dollar auf 75 Dollar abgesackt.

Allerdings kam es im letzten Jahr bei vielen kotierten Wasserversorgern in den USA als Folge der hohen Bewertungen zu einem Ausverkauf. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei American States Water beträgt laut Bloomberg 23.

Coca-Cola hat seit 61 Jahren ununterbrochen die Ausschüttungen an die Anleger erhöht

Firmen mit hohen Ausschüttungen sind sehr oft durch eine solide Bilanz mit vergleichsweise hohen Eigenkapitalquoten, einer niedrigen Verschuldung und einer guten Cash-Position gekennzeichnet. Dies trifft auch auf Coca-Cola zu, die sich seit 1989 auch im Aktienportfolio der Anlegerlegende Warren Buffett befindet. Coca-Cola hat seit 61 Jahren ununterbrochen die Dividende gesteigert.

Der Getränkekonzern befindet sich damit aber «nur» im unteren Bereich der Liste der 15 US-Dividendenkönige, in Nachbarschaft mit Colgate-Palmolive und Johnson & Johnson. Procter & Gamble, ein weiterer US-Konsumgüterriese, hat die Dividende demgegenüber schon 67mal hintereinander erhöht.

Viele Dividendenkönige (und auch Dividendenaristokraten) erreichen kaum eine Rendite von 5 Prozent oder mehr. Bei den US-Dividendenkönigen sind es gerade mal deren zwei, welche diese Hürde schaffen (Northwest Natural und 3M). Das lässt sich damit erklären, dass die Aktienkurse der Firmen auch aufgrund der Dividenden kontinuierlich steigen, was die Renditen trotz der höheren Dividenden drückt.

Wichtig für Investoren ist indes auch das annualisierte Dividendenwachstum. Die Prozentzahl gibt üblicherweise an, wie kräftig das Gewinnwachstum eines Unternehmens in der Vergangenheit war und wie schnell infolgedessen die Dynamik bei der Dividendenerhöhung war und womöglich sein wird.

Übersicht: Die 15 Dividendenkönige in den USA

American States Water: 69 Jahre Dividendenerhöhung / Annualisiertes Dividendenwachstum der letzten zehn Jahre: 7,8 Prozent

Dover: 68 Jahre / 3,1 Prozent

Northwest Natural: 68 Jahre / 0,6 Prozent

Emerson Electric: 67 Jahre / 2,0 Prozent

Genuine Parts: 67 Jahre / 5,7 Prozent

Parker-Hannifin: 67 Jahre / 12,6 Prozent

Procter & Gamble: 67 Jahre / 4,6 Prozent

3M: 65 Jahre / 5,8 Prozent

Cincinnati Financial: 63 Jahre / 13,5 Prozent

Lowe’s: 62 Jahre / 19,8 Prozent

Coca-Cola: 61 Jahre / 5,1 Prozent

Colgate-Palmolive: 61 Jahre / 3,5 Prozent

Johnson & Johnson: 61 Jahre / 6,1 Prozent

Lancaster Colony: 61 Jahre / 7,4 Prozent

Nordson: 60 Jahre / 14,2 Prozent

Quellen: Dividend Growth Investor, Bloomberg, Barron's

Daniel Hügli
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