Gerade mal 1,46 Prozent kostet eine zehnjährige Festhypothek im Schweizer Durchschnitt. Wer also einen Baukredit über eine Million Franken aufnimmt, bezahlt pro Jahr bloss 14'600 Franken an Zinsen. Selten war Bauen hierzulande günstiger.

Die Billig-Hypotheken gibt es seit einiger Zeit. Denn die Zinssätze verharrten in den letzten Wochen und Monaten auf tiefem Niveau, tendenziell sind sie gar leicht gesunken: Vor einem Monat kostete eine zehnjährige Festhypothek 1,47 Prozent, vor einem Jahr waren es 1,52 Prozent, wie Daten von Vermögenspartner zeigen. Ein Blick auf die letzten 365 Tage zeigt zudem: Die Schwankungen waren minim. Auch bei den weniger lange laufenden Hypothekenprodukten sind die Veränderungen in der jüngeren Vergangenheit gering.

Durchschnittlicher Zinssatz für zehnjährige Festhypotheken in den letzen zwölf Monaten (Quelle: Vermögenspartner)

Bei der Berechnung der Festhypotheken orientieren sich die Anbieter an den Schweizer Staatsanleihen mit entsprechender Laufzeit. Und diese sind wiederum an ihre europäischen Pendants gekoppelt, weil die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsdifferenz zur Europäischen Zentralbank (EZB) konstant halten will. Die oben beschriebene Seitwärtstendenz ist somit auch bei den zehnjährigen Schweizer Bundesobligationen ablesbar.

Wie ein Blick auf die letzten zwölf Monate im nächsten Chart zeigt, haben sich immer wieder sogenannte "Zinsbuckel" gebildet. Zuletzt stiegen die langfristigen Schweizer Zinsen in den positiven Bereich, bevor sich die EZB Ende Oktober erstmals detailliert zum Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik äusserte. Seither sind sie wieder auf dem Rückzug.

Zinsbuckel nach Zinsbuckel: Renditen von Bundesobligationen mit zehnjähriger Laufzeit (Quelle: cash.ch) 

Für einen deutlichen Zinsanstieg in der Schweizer Hypothekenlandschaft braucht es also vor allem eines: höhere Leitzinsen der EZB und dann der SNB. Doch damit rechnet momentan praktisch niemand. "Wir erwarten einen ersten Zinsschritt von 0,25 Prozent der Schweizerischen Nationalbank Ende 2018, einen zweiten Schritt dann erst in der zweiten Hälfte des 2019", sagt Claudio Saputelli, Immobilien-Analyst bei der UBS.

Für den Hypothekenmarkt heisst das: Bei den kurzen Laufzeiten ändert sich in den nächsten zwölf Monaten wohl nichts. Bei den längeren Laufzeiten ist ebenfalls mit wenig Bewegung zu rechen – zumindest solange sich Wirtschaft und Inflation in der Schweiz nicht deutlich beleben. "Immobilienkäufer müssen also vorerst nichts an ihrer Strategie ändern", so das Fazit von Saputelli.

Beim Immobilienmakler Moneypark ist man ähnlicher Meinung. Sie rechnen in zwölf Monaten mit leicht steigenden Hypothekenzinsen im Bereich von 1,66 bis 1,90 Prozent. Vorausgesetzt, die Inflation im Euro-Raum legt weiter zu und der Euro behält seine Stärke.

Auch ein Solo bringt nicht viel

Wegen der anhaltenden Abwertung des Schweizer Frankens schliessen einige Ökonomen auch nicht mehr aus, dass die SNB bei den Zinsen überraschend vorpreschen könnte. Auch für fast ein Drittel der cash-Leserschaft ist ein solches Zins-Solo von SNB-Chef Thomas Jordan durchaus möglich (cash berichtete).

Welchen Effekt hätte dieses Szenario auf die Hypothekarzinsen? Experte Claudio Saputelli winkt ab: "Die Auswirkungen wären gering, da die Leitzinsen ja im negativen Bereich blieben."

Für Immobilienkäufer – so sie denn die Kriterien für einen Baukredit erfüllen – bleibt das Umfeld also äusserst günstig. Flexible Kunden können sogar weiterhin auf die äusserst günstigen Libor-Produkte setzen. Allerdings immer mit einem wachsamen Auge auf die Veränderungen in der Zinslandschaft.