"Neben der Verunsicherung hinsichtlich der weiteren konjunkturellen Entwicklung der Weltwirtschaft könnte auch die Saisonalität den Anlegern einen Strich durch die Rechnung machen", warnt Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. Traditionell neige der Aktienmarkt in den Sommermonaten zur Schwäche.

Auch Norman Villamin, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung der Privatbank UBP, prognostiziert für Anleger schwierige Zeiten. "Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession ist gestiegen, insbesondere in Europa." Er gehe aber davon aus, dass die Weltwirtschaft an einer echten Rezession vorbeischramme.

Marko Behring, Chef der Vermögensverwaltung bei der Fürst Fugger Privatbank, sieht dennoch Chancen für eine Rally am Aktienmarkt, da die Kurse stark gefallen seien. "Wir gehen von einer kurzfristigen Gegenbewegung aus, die bis in den Juli hinein auch wieder höhere Kurse mit sich bringen könnte." Dabei würde es sich aber um eine sogenannte Bärenmarktrally handeln, also einen Kursaufschwung, der einen längerfristigen Abwärtstrend kurz unterbricht. Der Bär symbolisiert an der Börse die Pessimisten.

Der Kursgewinn des Dow Jones belief sich am Freitag auf 2,7 Prozent. Erstmals seit Ende Mai gab es wieder ein Wochenplus, mit 5,4 Prozent fiel dieses gleich deutlich aus. Der SMI schloss am Freitag gar mit einem Plus von 3,5 Prozent und verbuchte damit den prozentual stärksten Tagesanstieg sei über drei Monaten. Auf Wochensicht konnte das Börsenbarometer die negative Serie brechen.

Konsumentenstimmung nun besonders im Fokus

Wegen der Rezessionsängste spielt die Stimmung der Konsumenten eine immer wichtigere Rolle für Investoren. Sollten die Konsumenten wegen der gestiegenen Preise nur einen Teil ihrer Ersparnisse aus der Pandemie ausgeben, bliebe das nicht ohne Folgen für das Wachstum, warnte Analyst Jörg Angele vom Vermögensverwalter Bantleon. Am Dienstag gibt der GfK-Index Auskunft über die Kauflaune der deutschen Verbraucher. Am Mittwoch folgen vergleichbare Zahlen für die Euro-Zone. Bei Ersterem erwarten Experten einen Rückgang auf minus 27,5 Punkte.

Am Donnerstag und Freitag stehen die Inflationsdaten aus Deutschland und der Euro-Zone auf dem Terminplan, von denen sich Investoren Hinweise auf den geldpolitischen Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) versprechen. Hier sagen Analysten erneute Zuwächse auf acht beziehungsweise 8,3 Prozent im Jahresvergleich voraus. "Der EZB werden die Verbraucherpreisdaten kaum gefallen", sagt Commerzbank-Analyst Christoph Weil. "Denn damit ist ihre erst vor drei Wochen veröffentlichte Inflationsprojektion für 2022 bereits wieder überholt."

In den USA richtet sich die Aufmerksamkeit der Börsianer vor allem auf die Konsumausgaben am Donnerstag. Die Kauflaune der US- Konsumenten gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.

(Reuters)