Der umstrittene Konzernchef der Comet Group, René Lenggenhager, tritt gerademal etwas mehr als zwei Jahre nach seinem Amtsantritt überraschend zurück. In der Medienmitteilung macht der Halbleiterzulieferer aus Flamatt "persönliche Gründe" für den Entscheid Lenggenhagers verantwortlich.

Für ihn übernimmt interimistisch Verwaltungsratspräsident Heinz Kundert. Das ist in solchen Situationen zwar nicht unüblich, könnte bei Comet allerdings grössere Veränderungen nach sich ziehen. Kundert wurde nämlich auf Druck der oppositionellen Aktionäre um den umtriebigen Vermögensverwalter Veraison hin an die Spitze des Verwaltungsrats gewählt (cash berichtete). Der Zuwahl Kunderts ging ein monatelanger verbaler Schlagabtausch zwischen dem 10-Prozent-Aktionär und dem Unternehmen voraus.

Für Beobachter steht nun aber zweifelsfrei fest: Der Putsch beim Halbleiterzulieferer ist da. Nach dem Rücktritt Lenggenhagers steht einer strategischen Neuausrichtung, wie sie Veraison und andere Grossaktionäre fordern, nichts mehr im Weg. Gut möglich, dass nun die Anzahl der Geschäftseinheiten von vier auf drei reduziert wird.

Die Börse reagiert aber überraschend unterkühlt auf die Neuigkeiten. Nach einem Rückschlag auf 89,65 Franken verliert die Comet-Aktie zur Stunde noch 4,3 Prozent auf 91,50 Franken. Seit Jahresbeginn errechnet sich damit noch ein Plus von gut 13 Prozent.

Das Tagesgeschäft bei Comet bleibt schwierig

Der von einer wahrscheinlicher gewordenen strategischen Neuausrichtung und einem möglichen Spartenverkauf ausgehenden Fantasie steht denn auch ein weiterhin eher schwieriges Tagesgeschäft gegenüber.

Kursentwicklung der Comet-Aktie in diesem Jahr (Quelle: www.cash.ch)

Wie der Medienmitteilung entnommen werden kann, geht Comet in der ersten Jahreshälfte von keiner Verbesserung der Geschäftsentwicklung gegenüber dem zweiten Halbjahr 2018 aus. Auch mit einer deutlichen Belebung sei kurzfristig nicht zu rechnen, so das Unternehmen weiter.

Die UBS schliesst aus diesen Aussagen, dass die von Analysten erwartete Gewinnbelebung weiter auf sich warten lässt. Die grösste Schweizer Bank selber geht für das gesamte 2019 von einem Jahresgewinn von 40 Millionen Franken aus. Dem stehen Markterwartungen in Höhe von 47 Millionen Franken gegenüber. Mit anderen Worten: Die Erwartungen anderer Banken dürften aus heutiger Sicht wohl zu hoch angesetzt sein. Angesichts der Unsicherheiten in den Absatzmärkten stuft die UBS die Comet-Aktie weiterhin nur mit "Neutral" und einem 95 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel ein.

Anleger sollten nicht "die Katze im Sack kaufen"

Deutlich zuversichtlicher gibt sich Vontobel. Die Zürcher Bank sieht im Rücktritt Lenggenhagers eine Chance für das Unternehmen. Nun heisse es warten auf das Strategie-Update, so schreibt der zuständige Analyst. Er bekräftigt seine Kaufempfehlung und erhöht das Kursziel vorsorglich schon mal auf 107 (zuvor 103) Franken.

Sein Berufskollege bei der Zürcher Kantonalbank schliesst nicht aus, dass Differenzen bezüglich der zukunftigen strategischen Stossrichtung zum Wechsel an der Unternehmensspitze geführt haben könnten. Die detaillierte Ausgestaltung einer möglichen Neuausrichtung (z.B. ein Verkauf einzelner Geschäftsbereiche) lässt sich seines Erachtens noch nicht abschätzen. Er rät Anlegern deshalb, knkrete Massnahmen abzuwarten und nicht nach dem Prinzip Hoffnung "die Katze im Sack zu kaufen". Das Anlageurteil für die Comet-Aktie lautet deshalb wie bis anhin nur "Marktgewichten".