Die Fans dieser "Non-fungible Token", einer Art Eigentumsnachweis für digitale Objekte, lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie halten an ihren Sammlerstücken fest. "Leute, die Tausende für NFTs ausgegeben haben, werden sie nicht mit einem Abschlag von 50 Prozent verkaufen", sagt ein NFT-Sammler mit dem Pseudonym "Pranksy". "Viele sehen sie als eine Wertanlage." Das sei vergleichbar mit traditioneller Kunst, deren Preise unabhängig von der Entwicklung an der Wall Street seien.

Mit NFTs lassen sich digitale Objekte wie Bilder, Videos oder auch Grundstücke in virtuellen Welten als Originale kennzeichnen und zu Sammlerstücken machen. So können sich beispielsweise Fans Videoclips von spektakulären Aktionen ihrer Sportidole sichern. Künstlern eröffnet diese Technologie, die auf der von Kryptowährungen bekannten Blockchain basiert, neue Möglichkeiten zur Vermarktung ihrer Bilder, Videos oder Musikstücke.

Viele NFT-Geschäfte werden in der Digitalwährung Ethereum abgewickelt. Denn die Software, auf der die nach Bitcoin zweitwichtigste Cyber-Devise aufbaut, erlaubt es, Zahlungen an bestimmte Bedingungen zu knüpfen. Fällt nun der Kurs von Ethereum, verringert sich auch der in Dollar oder Euro umgerechnete Wert des NFT. "Pranksy" zufolge schrumpfte der Wert seiner Kollektion während des rund 50-prozentigen Kurseinbruchs von Ethereum vor einigen Tagen zeitweise um zehn Millionen Dollar.

Andrew Steinwold, der einen NFT-Fonds leitet, sieht die aktuellen Kursturbulenzen gelassen. Schließlich sei er bei seinen Investitionen langfristig orientiert. "Wir denken in Jahren, nicht Wochen." Mittelfristig könnten sich die Kurse von Kryptowährungen und NFTs sogar entkoppeln, prognostiziert Gauthier Zuppinger, Mitgründer des Branchendienstes NonFungible.com. Viele Investoren betrachteten NFTs als weniger riskant als Bitcoin & Co, weil sie einen Nutzen hätten.

Die NFT-Handelsplattform Nifty Gateway kann nach eigenen Angaben bislang keine Veränderung des Nutzerverhaltens beobachten: "Unsere Sammler haben eine Affinität zu Digitalkunst. Sie kaufen und behalten ihre NFTs."

Ende des NFT-Hype?

Dem allgemeinen NFT-Boom hat der Kurscrash dennoch erst einmal einen Dämpfer versetzt. So halbierte sich das tägliche Handelsvolumen auf der größten Plattform OpenSea binnen 24 Stunden auf 1,1 Millionen Dollar. Grund hierfür seien die gestiegenen Gebühren für die Verschlüsselung und Abwicklung einer Transaktion im Ethereum-Netzwerk, die vor allem den Verkauf günstigerer Stücke erschwerten, sagt OpenSea-Manager Hamish Barnes. Diese Gebühren werden im Fachjargon auch "Benzinpreise" genannt. Je stärker die beteiligten Rechner ausgelastet sind, desto teurer wird es, neue NFTs zu registrieren.

Aber auch unabhängig davon schwächte sich der Hype zuletzt ab. Im April ging das Handelsvolumen auf OpenSea den Angaben zufolge auf 93,6 Millionen Dollar zurück. Im Vormonat hatte es noch fast 150 Millionen Dollar erreicht.

(Reuters)