Tecan spielt in der allerhöchsten Liga mit - wenn es nach den Management-Vergütungen geht: Gemäss einer Auswertung des Aktionärsdienstleisters zRating lag die Gesamtentlöhnung für Tecan-CEO David Martyr im Jahr 2017 bei 6,4 Millionen Franken. Für ein Unternehmen mit einem Börsenwert von 2,7 Milliarden Franken und knapp 550 Millionen Franken Jahresumsatz ein happiger Betrag. Und die CEO-Entlöhung ist höher als bei den Chefs der SMI-Firmen Swiss Re, Julius Bär, Adecco oder Swiss Life.

Die aus Corporate-Governance-Sicht unverständlich hohe Vergütung werden Verantwortliche wohl mit der Aktienkursentwicklung von Tecan zu erklären versuchen. Seit dem Amtsantritt des Briten David Martyr im Oktober 2012 ging es kursmässig aufwärts von 66 Franken auf zwischenzeitlich über 243 Franken.

Kursentwicklung der Tecan-Aktie seit Oktober 2012, Quelle: cash.ch

Mit Martyr als Chef hat der Laborautomatisierungsspezialist Tecan die Profitabilität verbessert und den Umsatz erhöht. Auch das Gesamtjahr 2017 war besser als erwartet ausgefallen, die wichtige EBITDA-Marge betrug hohe 19,2 Prozent - die interne Zielsetzung lag bei einem Wert von über 18 Prozent.

Gewinnmarge muss hoch bleiben

Im laufenden Jahr soll nun diese EBITDA-Marge erneut bei über 19 Prozent zu liegen kommen. Was gar nicht so leicht sein wird. Denn im Vorjahr drückte ein Brand in einem externen Lager in der Schweiz die Profitabilität und das Volumen künstlich in die Höhe. Was sich zunächst absurd anhört, macht bei genauer Betrachtung mehr Sinn: Die vom Brand betroffenen Instrumente von Tecan waren allesamt versichert und "durften" neu produziert werden.

2018 fällt dieser Sondereffekt nun weg und muss andersweitig kompensiert werden, damit die Gewinnmarge gehalten werden kann. Die Analystin der Zürcher Kantonalbank (ZKB) traut Tecan dies zu: "Wir erwarten, dass dies dank Skaleneffekten und angestrebten Einsparungen eines mittleren einstelligen Millionenbetrags, vor allem im Materialeinkauf, gelingen wird", steht in einer aktuellen ZKB-Studie.

Zusätzlich liegt auch eine grössere Akquisition in der Luft. Das Management macht schon seit einiger Zeit kein Geheimnis daraus, dass nach einer solchen Ausschau gehalten wird. In den letzten Jahren gab es nur sehr wenige, kleinere Zukäufe. Wer nun dieser "dicke Fisch" sein könnte, ist unklar. Immerhin kann man aufgrund der bisherigen Vorgehensweise des Managements davon ausgehen, dass mögliche Kandidaten auf Herz und Nieren geprüft werden und kein Aktionismus betrieben wird.

Gut aufgestellt, aber...

Tecan hat über die letzten Jahre vieles richtig gemacht, grosse Enttäuschungen blieben aus. Die Firma aus Männedorf ZH hat eine Nische im Bereich der Automatisierung in der klinischen Diagnostik und in Forschungslaboratorien gefunden. Verschiedene Experten trauen Tecan auch mittelfristig ein starkes Wachstum zu.

Kepler Cheuvreux schreibt etwa in einem Bericht: "Wir sehen Tecan als attraktives strukturelles Investment in den schnell wachsenden Diagnostikmarkt, welcher von demographischen Trends, einem schnellen Innovationszyklus und einem zunehmenden Auslagerungstrend profitiert."

Nur steigt der Kurs von Tecan schneller an, als Analysten Berichte verfassen können. So empfehlen derzeit Berenberg und Kepler Cheuvreux zum Kauf, doch ihre im Frühling gesetzten 12-Monats-Kursziele von 230 respektive 225 Franken hat die Aktie bereits übertroffen. Allein seit der Börsenkorrektur Anfang Februar hat die Tecan-Aktie fast 25 Prozent zugelegt.

Mit einem Preis bei 234 Franken und einem Kurs-Gewinn-Verhältnis 2018 von geschätzten 35 ist Tecan mittlerweile sehr teuer bewertet. Das hat auch die Dividendenrendite auf gerade Mal noch 0,9 Prozent geschmälert. Mit dieser hohen Bewertung ist ein Einstieg trotz intakter Wachstumsaussichten höchst riskant. Interessierte Investoren sollten Kursrückschläge abwarten.