Der neue Chef der Finma kommt von der Europäischen Zentralbank (EZB). Stefan Walter übernimmt am 1. April die Leitung der in Zusammenhang mit dem Untergang der Grossbank Credit Suisse in die Kritik geratenen Behörde. Der Bundesrat habe die Wahl genehmigt, teilte die Finma am Mittwoch mit.

Walter sei seit 2014 Generaldirektor bei der EZB. Zuerst habe der 59-jährige Deutsche dort die Bankenaufsicht für die systemrelevanten Banken der Eurozone aufgebaut. Ab 2020 sei er für alle Risikobereiche, insbesondere Kredit- und Liquiditätsrisiken, sowie die Konzeption und Durchführung von Stresstests verantwortlich gewesen.

«Mit Stefan Walter gewinnt die Finma eine erfahrene Führungspersönlichkeit mit fundierter internationaler Finanzmarkterfahrung in der Bankenaufsicht», erklärte Finma-Präsidentin Marlene Amstad. Besonders seine Kenntnisse im Bereich der Grossbankenaufsicht und seine Beziehungen zu internationalen Aufsichtsbehörden seien für die Aufsichtstätigkeit der Behörde bei den systemrelevanten Schweizer Banken ein grosses Plus.

Vor seiner Zeit bei der EZB verantwortete Walter verantwortete beim Berater Ernst & Young den Bereich Aufsicht und Regulierung von Grossbanken. Frühere Stationen des an den US-Universitäten Columbia und Berkeley ausgebildete Finanzexperten waren der Basler Ausschusses für Bankenaufsicht und die Federal Reserve Bank of New York.

Nach dem Kollaps und der Notübernahme der Credit Suisse durch den grösseren Rivalen UBS im März wurden die Finma, aber auch die Schweizerische Nationalbank und die Schweizer Regierung für ihr spätes Eingreifen kritisiert. Finma-Chef Urban Angehrn trat im September aus gesundheitlichen Gründen zurück, seine Stellvertreterin Birgit Rutishauser übernahm die Aufgabe interimistisch.

Eine ganze Reihe anderer Spitzenkräfte verliessen die Finma in den vergangenen Monaten ebenfalls. Es war spekuliert worden, dass die Rücktritte auch mit dem Führungsstil von Präsidentin Amstad zu tun haben könnten. Dazu sagte sie in einem Interview: «Ich bin schon sehr erstaunt über das, was gelegentlich über mich verbreitet wird. Es steht diametral dem entgegen, was mir wichtig ist und was mein Stil ist.»

Die Finma fordert nach dem Credit-Suisse-Debakel schärfere Instrumente zur Verhinderung von zukünftigen Bankenkrisen. Die Behörde will Spitzenbanker einfacher abberufen, Bussgelder verhängen und im Gegensatz zu heute die meisten ihrer Verfahren gegen Institute öffentlich machen können.

Für die Handhabung der Krise gab sich die Aufsichtsbehörde gute Noten. Die Finma gilt gemessen an Aufsichtsbehörden in den USA oder in Grossbritannien als vergleichsweise zahm. Zuletzt verhinderte etwa Ueli Maurer, der Vorgänger der gegenwärtigen Finanzministerin Karin Keller-Sutter, griffigere Regeln.

(Reuters)