Die neue Strategie der Credit Suisse, die Vorstandschef Ulrich Körner am Donnerstag präsentierte, war in ihren wesentlichen Elementen schon vorher durchgesickert: tiefe Einschnitte bei der Investmentbank, noch stärkere Fokussierung aufs Wealth Management, Stellen- und Kostenabbau.
Bekannt vorkommen konnte der Plan aber auch allen, die noch wissen, wie sich Christian Sewing von drei Jahren anschickte, die Deutsche Bank wieder auf Vordermann zu bringen. Sewing steht kurz vor dem Abschluss des Projekts und wird dank gestiegener Gewinne und wiedergewonnener Stabilität weithin als erfolgreich angesehen.
Daher könnte es sich für die Verantwortlichen am Paradeplatz in Zürich lohnen, auch bei der Umsetzung ihres Plans auf die Erfahrungen der Kollegen von der Frankfurter Taunusanlage zu schauen. Wie von der Deutschen Bank immer wieder betont, war vor allem die "disziplinierte Umsetzung" des Plans das wichtigste Erfolgsgeheimnis.
Dabei weicht bei der Deutschen Bank das Ergebnis deutlich von dem ab, was Sewing vorhatte. Weder ist die Investmentbank so stark geschrumpft wie versprochen, noch sind Kosten und Belegschaft im geplanten Ausmass gesunken. Auch hatte der Deutsche Bank-Chef das Glück auf seiner Seite, da er zunächst von einem lang anhaltenden Boom im Handelsgeschäft und jetzt vom anziehenden Zinsumfeld profitierte.
Heftige Reaktion der Investoren
Am 8. Juli 2019, als Sewing seinen Plan vorstellte, war die Reaktion der Investoren heftig und bitter. Bis um mehr als 7 Prozent stürzte die Aktie ab, unter anderem weil er den Anteilseignern eine jahrelange dividendenlose Zeit in Aussicht stellte.
Körner hat es gestern noch heftiger getroffen: Um 19 Prozent rauschte die Aktie am Donnerstag in den Keller, der tiefste Sturz aller Zeiten.
Ein entscheidender Unterschied: Anders als Sewing hat Körner nicht nur niedrige Dividenden angekündigt, sondern sah sich auch gezwungen, neues Kapital einzusammeln und damit die Altaktionäre zu verwässern. Dass am Ende dieses Tals der Tränen dann nur eine Eigenkapitalrendite von 6 Prozent stehen soll, wird von vielen als dürftig angesehen.
Für Sewing dauerte es jedenfalls mehrere Jahre und verlangte sehr, sehr viel Überzeugungsarbeit, bevor seine neue Strategie voll akzeptiert wurde. Es dürfte für Körner kaum leichter werden.
(Bloomberg)