Man kann es nicht anders sagen: Das Börsenjahr 2018 war zum vergessen. Den besten europäischen Landesindex nach MSCI-Kriterien konnte Serbien mit einem mickrigen Jahresplus von 0,2 Prozent für sich beanspruchen. Der MSCI-Switzerland schloss das letzte Jahr mit einem Minus von 11 Prozent ab und gehörte damit fast noch zu den besseren Performern. Es konnte für 2019 eigentlich nur besser werden – und es wurde besser.
Herr und Frau Schweizer setzten bei ihren Investments ihren Fokus naturgemäss auf den heimischen Markt. Das ist an sich auch keine schlechte Idee: Man kennt die hiesigen Unternehmen und die Währungsrisiken fallen weg. Und weil in Schweizer Franken investiert wird, müssen Dividendenauszahlungen nicht mühsam von ausländischen Steuerämtern eingefordert werden. Dieses Jahr macht der «home-bias» aber auch markttechnisch Sinn.
Schweiz weltmeisterlich
Der Schweizer Börsenplatz legte im ersten Halbjahr 2019 eine ausserordentlich gute Performance hin und darf sich im ersten Halbjahr 2019 «Weltmeister der Industrieländer» nennen (siehe Tabelle). Der Länderindex MSCI Switzerland legte in der ersten Jahreshälfte um ganze 20,3 Prozent zu. Der Index umfasst – anders als der SMI – 38 Schweizer Aktien, hauptsächlich Large Caps, aber auch einige mittelgross kapitalisierte Werte.
Beste und schlechteste MSCI-Indices: Industrieländer
Beste MSCI-Indices | Performance seit 1.1.2019 (in Prozent) | Schlechteste MSCI-Indices | Performance seit 1.1.2019 (in Prozent) |
Schweiz | +20,3 | Israel | +3,5 |
Kanada | +19,23 | Finnland | +4,5 |
Niederlande | +17,8 | Österreich | +4,6 |
USA | +17,7 | Japan | +6,6 |
Neuseeland | +17,1 | Spanien | +8,2 |
Kursindices von Large und Mid Caps / Vergleichsdaten in US-Dollar / Quelle: www.msci.com
Auf den weiteren Podestplätzen landen bei den Industrieländern der MSCI Canada (+19,23) sowie der MSCI Netherlands (+17,8). Schlusslicht bildet hier der Leitindex aus Israel, der lediglich ein Wachstum von 3,55 Prozent verzeichnet.
Dass es sich als Schweizer Anleger aber trotz dieser Spitzenposition des Schweizer Börsenplatzes lohnt, über den hiesigen Tellerrand zu schauen, zeigt ein Blick auf die Emerging Markets. Hier zeigt sich: Die Top 5 der Börsenplätze aus den Entwicklungsländern stecken den Schweizer Aktienmarkt in puncto Performanz locker in die Tasche (siehe Tabelle). Am besten entwickelte sich im ersten Halbjahr 2019 der chinesische China A 50 Index mit einem Plus von über 33 Prozent.
Beste und schlechteste MSCI-Indices: Emerging Markets
Beste MSCI-Indices | Performance seit 1.1.2019 (in Prozent) | Schlechteste MSCI-Indices | Performance seit 1.1.2019 (in Prozent) |
China A 50 | +33,22 | Pakistan | -12,8 |
Russland | +28,1 | Katar | -5,6 |
Griechenland | +26,7 | Türkei | -4,8 |
Argentinien | +24,2 | Chile | -3,9 |
Ägypten | +22,4 | Malaysia | -0,2 |
Kursindices von Large und Mid Caps / Vergleichsdaten in US-Dollar / Quelle: www.msci.com
Zu China muss man wissen: Börsenkotierte Firmen aus China können meist nur an Chinas Festlandbörsen in Shanghai und Shenzen gehandelt werden. Solche sogenannten «A-Shares» werden folglich überwiegend von Einheimischen gehandelt. Und weil chinesische Investoren sehr launisch sind – ihnen eilt der Ruf als Zocker nach – ist der chinesische Aktienmarkt extrem volatil. 2018 schloss der chinesische Leitindex noch mit einem Jahresminus von -26 Prozent. In diesem Jahr scheinen die Querelen um den Handelskonflikt mit den USA den chinesischen Anleger weniger zu beeindrucken.
Das griechische Comeback
Ein noch stärkeres – und weitaus überraschenderes – Comeback liefert derzeit Griechenland. 2018 landete der MSCI-Greece mit einem Jahresminus von -35 Prozent noch in das Flop-5-Ranking der weltweit schlechtesten Indizes. Dieses Jahr schaffte der hellenische Börsenplatz eine beeindruckende Kehrtwende: Im ersten Halbjahr 2019 legte MSCI-Leitindex um satte 26,74 Prozent zu, was ihn zum drittbesten Börsenplatz der Emerging Markets macht (siehe Tabelle oben).
Das krisengeplagte Land hatte lange Zeit den Titel «Europas Sorgenkind» für sich gepachtet. Die diesjährige Hausse an der griechischen Börse dürfte zwei Gründe haben. Erstens hat Griechenland durchaus beachtliche Erfolge bei der Sanierung der notorisch klammen Staatskassen erzielt. 2018 erzielte Griechenland einen Primärüberschuss von 3,5 Prozent des BIP.
Im August letzten Jahres endetet das ESM-Programm. Seitdem wächst die Wirtschaft und das Land bekommt an den Finanzmärkten wieder Geld. Seit März darf Griechenland erstmals seit der Staatsschuldenkrise wieder Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit ausschreiben. Das ruft Investoren auf den Plan.
Demand for Greek 10-Year Bond exceeded 11 billion Euros at a rate of 3.9% today. This is its first 10 year bond sale in 9 years. https://t.co/otvWONijIl via @GreekReporter #Greece #bonds #euro #investing pic.twitter.com/RAtfeMJUwe
— nucleus195 (@nucleus195) 5. März 2019
Zweitens bahnt sich in Griechenland derzeit ein Regierungswechsel an, dem die Märkte entgegenfiebern. Am 7. Juli finden Parlamentswahlen statt, bei den Kyriakos Mitsotakis und seine konservative Nea Dimokratia sehr wahrscheinlich als Sieger hervorgehen werden. Mitsotakis verspricht eine investorenfreundlichere Wirtschaftspolitik an. So plant er, Steuern auf Firmengewinne, Dividenden und die Mehrwertsteuer zu senken.
Ausserdem möchte er Privatisierungen voranbringen. Sein Ziel: das Wachstum von derzeit Prozent auf vier Prozent jährlich anzukurbeln. Auch wenn in Griechenland noch längst nicht alles im Reinen ist: Die Börse feiert schon mal.
Der uneingeschränkte Weltmeister: ein Exot
In den vergangenen Jahren scheint sich ein eisernes Gesetz etabliert zu haben: Der weltweit bestperformende Börsenplatz ist stets ein Exot. Und genau wie im Gesamtjahr 2018 ist im ersten Halbjahr 2019 Zimbabwe weltweit die absolute Nummer Eins der Börsenplätze. Der MSCI-Leitindex des südafrikanischen Landes konnte um nicht weniger als 53 Prozent zulegen (siehe Tabelle).
Und erneut dürfte der Grund für die gute Performanz des MSCI-Zimbabwe die schlechte Performance der zimbabwischen Regierung und deren Wirtschaftspolitik sein. Die Inflationsrate nähert sich dieser Tage der 100-Prozent-Marke und ausländische Devisen sind in dem sowohl politisch als auch wirtschaftlich gebeutelten Land notorisch knapp. Das alles treibt Investoren in die Aktienmärkte. Nur dort wähnen sie ihr Geld einigermassen sicher.
Beste und schlechteste MSCI-Indices: Absolut
Beste MSCI-Indices | Performance seit 1.1.2019 (in Prozent) | Schlechteste MSCI-Indices | Performance seit 1.1.2019 (in Prozent) |
Zimbabwe | +53,09 | Botswana | -21,04 |
Bahrain | +28,2 | Libanon | -13,88 |
Russland | +28,05 | Nigeria | -13,64 |
Griechenland | +26,74 | Pakistan | -12,8 |
Jamaica | +25,2 | Sri Lanka | -9,03 |
Kursindices von Large und Mid Caps / Vergleichsdaten in US-Dollar / Quelle: www.msci.com