Sie beraten Kunden und Kundinnen aus der Schweiz und Deutschland, die nach Florida auswandern oder in den dortigen Immobilienmarkt investieren wollen. Wieso ist der US-Bundesstaat bei Menschen aus Europa so beliebt? 

Marianne Cathomen: Als Ferien- und Reiseziel war und ist Florida bei den Europäern und Europäerinnen von jeher eines der begehrtesten Ziele. Der 'Sunshine State' besticht mit ganzjährig warmen Temperaturen, circa 360 Sonnentagen pro Jahr und einer wunderschönen Küstenlinie von gut 2000 Kilometern. Dazu kommen viele weltbekannte Sehenswürdigkeiten, welche jedes Jahr Millionen von Touristinnen und Touristen anziehen. Ein Haus und Investment da zu besitzen, wo andere Ferien machen – oder sogar einen ganz neuen Start zu wagen und den berühmten amerikanischen Traum zu leben: Florida verspricht dies für viele Menschen.

Ist Floridas Popularität gestiegen?

Während der Corona-Pandemie gab es eine Zunahme an Firmen aus den nördlichen US-Grossstädten, welche nach Florida zogen. Heute kommen europäische Firmen dazu, die der unsicheren wirtschaftlichen Situation entfliehen. In Florida herrscht ein dynamischer Markt und ein 'Business'-freundliches Klima.

Ist es ein gutes Investment, sich dort eine Wohnung oder Haus zu kaufen?

Absolut. Bereits 2018 war das Preisniveau nach der Finanzkrise von 2007/08 und einem kleinen Taucher 2011/12 wieder auf dem Stand von 2006. Auch während der Corona-Pandemie 2020/21 konnte Floridas Immobilienmarkt eine positive Bilanz ziehen. Durchschnittlich hatten wir einen Zuzug von fast tausend Menschen pro Tag, welcher die Immobilienpreise in einem Vergleich zwischen 2021 und 2023 um 30 bis 45 Prozent steigen liess – je nach Lage und Ort. Der abnehmende Bestand an Immobilien und bebaubarem Land sowie natürlich die historisch tiefen Hypothekarzinsen unterstützten diesen Trend.

Werden die Preise weiter steigen?

Experten und Expertinnen prognostizierten kürzlich in einem Bericht des 'Sun Sentinel' für Südflorida auch im kommenden Jahr einen Anstieg der Eigenheimpreise um 6 Prozent. Dies entspricht, nachdem der Markt in den vergangenen Monaten ziemlich überhitzt war, wieder einem gesunden Markt. Zusammen mit dem zum Franken wieder günstigeren Dollar ergeben sich weiterhin sehr gute Investmentmöglichkeiten.

Wie gross sollte das Budget sein – um die Immobilie zu erwerben und um sämtliche administrative Kosten sowie Steuern zu decken?

Dies ist sehr individuell und lässt sich nicht in ein paar Sätzen definieren. Viele Faktoren müssen dabei berücksichtigt werden. Florida ist nicht gleich Florida, Investor nicht gleich Investor. Nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Ich gebe dennoch einen Anhaltspunkt: Mit einem Budget von ab circa 500’000 Dollar liegt ein kleineres Einfamilienhaus mit Pool in Reichweite. Für einen solchen Preis erhalten Sie zwar keinen direkten Wasseranstoss, aber das Meer liegt zumindest in der Nähe.

Könnten Sie uns das Immobilienangebot etwas beschreiben?

Es gibt alles, von sehr exklusiven Locations bis hin zu erschwinglichen Gegenden. Auch die Kundschaft ist sehr unterschiedlich. Da gibt es die mittelständische Familie, die sich ihren Traum, ein Ferienhaus in Florida zu besitzen und es gleichzeitig als Investment zu nutzen, erfüllen möchte, bis hin zu professionellen Immobilieninvestoren. Eine fachmännische Beratung und Analyse der Wünsche und Möglichkeiten sind deshalb von Anfang an sehr wichtig, damit man später keine Überraschungen erlebt. Deshalb ist auch unser erstes Kundengespräch das absolut wichtigste.

Welche Art von Immobilie ist bei Europäerinnen besonders populär?

Wenn wir als Beispiel eine mittelständische Kundschaft aus Europa nehmen, die das Haus auch für sich privat nutzen möchte, dann ist vor allem der helle, 'Coastal Style' sehr beliebt: Pastellfarben mit Beach-Dekor, von Meer und Palmen inspiriert. Es gibt viele Objekte aus den Sechzigern, die früher hauptsächlich als Ferienhäuser der sogenannten Snowbirds gedient haben. Das sind Touristinnen und Touristen aus dem Norden, welche die kalten Wintermonate in Florida verbringen. Solche 'Fixer Upper'-Häuser zu renovieren, liegt sehr im Trend. Auch wir bauen diese älteren Häuser von A bis Z um. In solchen Fällen arbeitet unsere Firma mit Spezialisten und Spezialistinnen vor Ort für Renovationen zusammen. 

Worin unterscheidet sich der Markt von den Verhältnissen in der Schweiz?

In der Schweiz wird eine Immobilie für langfristig erworben, dies ist der Hauptunterschied. In Amerika wird öfter gewechselt. Vom Markt her ist der grösste Unterschied, dass der Immobilienmakler auf alle Immobilien, auch auf diejenigen, die nicht direkt bei ihm oder seiner Firma gelistet sind, zugreifen und der Kundschaft anbieten kann. Dies eröffnet natürlich viel mehr Möglichkeiten und führt zu einem sehr dynamischen Markt. Die Preise sind im Durchschnitt eher tiefer. Aber auch da kommt es sehr darauf an, wo sich die Immobilie befindet.

Welchen Fallstricke gilt es bei solchen Immobilieninvestments in Übersee auszuweichen?

Wenn die Immobile zum Beispiel als Investment vermietet werden soll, muss die Immobilienverkäuferin die Gegebenheiten – beispielsweise die Gesetze und die lokalen Verhältnisse – genau kennen, um die Kundinnen und Kunden richtig beraten zu können. Dasselbe gilt für Bau- und Innovationsvorhaben. Jede Gemeinde hat ihre speziellen Vorgaben. Deshalb ist wie erwähnt das erste Kundengespräch absolut wichtig. Dabei kommen selbstverständlich auch Themen wie Steuern, Bankinformationen und vieles mehr zur Sprache. Wir arbeiten immer mit lokalen Fachleuten zusammen und können auch deshalb für eine professionelle und individuelle Beratung garantieren.

Floridas Politik wird von den Republikanern dominiert, Gouverneur Ron de Santis werden Ambitionen auf die US-Präsidentschaft nachgesagt. Trägt dieses politische Klima zur Attraktivität des Sunshine State bei – oder schreckt es manche Leute auch ab?

Gouverneur Ron de Santis ist ein Segen für den Sunshine State. Der anhaltende Boom, die wirtschaftliche Situation und sein persönlicher Erfolg zeigen klar, dass die Richtung seiner Politik richtig ist, ja, dass sie die Menschen und Firmen sogar nach Florida zieht. Dass er ein absolut geeigneter Präsidentschaftskandidat ist, wundert deshalb nicht. Jedoch wäre es schade, denn dann verliert der Bundesstaat ihn als Gouverneur!

Sie möchten die Immobilienberatung zum zweiten Standbein neben Ihrer Karriere als Sängerin machen. Hilft Ihnen Ihre Prominenz, Kundschaft anzuziehen?

Ich habe zehn Jahre in Florida gelebt und gearbeitet. Wir führten dort eine Immobilien-, Vermietungs- und Property-Management-Firma. Dieses Know-how und mein langjähriges, professionelles Netzwerk vor Ort hat mich dazu bewegt, meine Firma Florida Immobilien Consulting vor einem guten Jahr ins Leben zu rufen. Wir konnten schon einigen, sehr zufriedenen Kundinnen und Kunden ihren Florida-Traum ermöglichen, ohne dass sie unangenehme Überraschungen erleben mussten. Die Kundschaft kam durch Empfehlungen.

Was hat Sie dazu bewogen, in das Immobiliengeschäft einzusteigen?

Ein Beruf sollte eine Berufung sein. Und man muss Qualität bieten, um Anerkennung zu ernten. Ich liebe beide Tätigkeiten, denn es gibt auch Parallelen: Die Menschen stehen im Zentrum. Meine Freude ist ebenso gross, wenn ich ein glückliches und applaudierendes Publikum vor mir sehe, wie wenn ich das Glück der Menschen erlebe, die das erste Mal ihr Traumhaus betreten können.

Marianne Cathomen beantwortete die Fragen schriftlich.

Dieser Artikel erschien in der Handelszeitung unter dem Titel «Ein Beruf sollte eine Berufung sein».