Schweizer Anleger setzen bei ihren Investments überproportional stark auf den heimischen Aktienmarkt. Das hat durchaus rationale Gründe: Sie kennen die hiesigen Firmen besser als die ausländische Konkurrenz und Währungsrisiken fallen weg. Da die Anlagewährung der Franken ist, müssen Dividendenauszahlungen nicht in mühsamer Arbeit von ausländischen Steuerämtern eingefordert werden.

Und wer einen solchen "home bias" in seinem Aktien-Portfolio hat, fährt in diesem Jahr durchaus gut. Der Länderindex MSCI Switzerland - er umfasst 38 Schweizer Aktien, hauptsächlich Large Caps, aber auch einige mittelgross kapitalisierte Werte - legt seit Jahresbeginn um 15 Prozent zu. Eine Performance, die mit kaum einer anderen Anlageklasse zu erreichen ist.

Trotzdem lohnt es sich, beim Investieren auch auf andere Börsenplätze zu schielen. Denn: Im internationalen Vergleich ist der Schweizer Aktienmarkt nur Mittelmass, andere Länder performen 2019 noch besser. Angeführt wird die Liste der Top-Börsenplätze von Chinas Festlandaktien (A-Shares, Performance +35 Prozent), an zweiter Stelle folgt Belgiens Aktienmarkt (+25 Prozent). Negativ performten 2019 bisher nur Katar (-4 Prozent) und Malaysia (-3 Prozent):

Weltweit beste und schlechteste MSCI-Indices

Beste
MSCI-Indices
Performance seit 1.1.2019Schlechteste MSCI-IndicesPerformance seit 1.1.2019
China A-Shares+35%Katar-4%
Belgien+25%Malaysia-3%
Kolumbien+22%Chile0%
Griechenland+22%Indonesien+3%
Österreich+21%Polen+4%

Stand 23.04.2019 / Kursindizes von Large und Mid Caps / Vergleichsdaten in US-Dollar / Quelle: www.msci.com / Nur Industrie- und Schwellenländer berücksichtigt

Wieso sind Aktien aus China und Belgien derzeit so gut in Fahrt? cash hat die beiden Börsenplätze etwas genauer unter die Lupe genommen:

China - die Regierung greift wieder stärker ein

Die Mehrheit aller börsenkotierten China-Firmen sind nur an Chinas Festlandbörsen in Shanghai und Shenzen erhältlich und werden "A-Shares" genannt. Obwohl China diesen Aktienmarkt für ausländische Investoren mehr und mehr zugänglich macht, werden diese Aktien noch immer überwiegend von chinesischen Privatanlegern gehandelt.

Das macht diese Aktien sehr launisch: 2018 befanden sich Chinas Festlandaktien in einem Bärenmarkt, die Jahresperformance lag bei minus 25 Prozent. In diesem Jahr schlägt das Pendel nun genau in die umgekehrte Richtung, plus 35 Prozent sind es seit dem 1. Januar. Die grössten A-Shares sind der Premiumschnaps-Hersteller Kweichow Moutai (+62 Prozent seit Jahresbeginn), der Versicherer Ping An Insurance (+55 Prozent) und der Finanzdienstleister China Merchants Bank (+43 Prozent) - sie alle konnten über dem Marktschnitt zulegen.

Chinas-Aktien profitieren derzeit von Fortschritten im Handelsstreit mit den USA, ein Durchbruch scheint nahe zu sein. Darüber hinaus greift auch Chinas Regierung der Wirtschaft wieder stärker unter die Arme: So geniessen kleine und mittelgrosse Firmen seit April zusätzliche Steuererleichterungen, es werden Infrastrukturprojekte durchgeführt und die Notenbank setzt auf eine lockere Geldpolitik. Erste Erfolge machen sich bereits bemerkbar, im ersten Quartal 2019 wuchs Chinas Wirtschaft überraschend hohe 6,4 Prozent. Experten erwarten im zweiten Halbjahr weitere positive Wachstums-Effekte durch die eingeleiteten staatlichen Massnahmen. Das Börsenhoch könnte noch anhalten.

Lesen Sie zu diesem Thema auch das cash-Interview mit Shasha Li Mafli, Portfolio-Managerin und Asienexpertin bei Bellecapital.

Belgien - ein Bierhersteller dominiert das Land

Der Leitindex Belgiens heisst BEL20 und hat in diesem Jahr 17 Prozent zugelegt. Deutlich besser schneidet aber der MSCI Belgium ab, der mit plus 25 Prozent sogar der global zweitbeste Aktienmarkt hinter China ist. Der Unterschied zwischen den beiden belgischen Indizes ergibt sich durch ein "schummeln" des BEL20: Der Leitindex gewichtet die Einzeltitel nicht strikt nach Börsenwert, zudem sind mit den niederländischen Unternehmen ING Group (Bank) und Argenx (Biotech) sowie der luxemburgische Konzern Aperam (Stahl) auch ausländische Firmen darin enthalten.

Der MSCI Belgium hingegen betrachtet nur belgische Unternehmen und gewichtet nach Börsenwert. Dadurch kommt der belgische Bierbrauer Anheuser-Busch InBev – der Börsenwert liegt bei 134 Milliarden Euro - auf eine Gewichtung von beinahe 50 Prozent am Index. Als Vergleich: Im BEL20 sind es gerade einmal 12 Prozent Gewichtung. Die Aktie von Anheuser-Busch InBev ist mit plus 37 Prozent seit dem 1. Januar denn auch für die gute Performance Belgiens verantwortlich.

Kursentwicklung der Aktie von Anheuser-Busch InBev in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch

Der guten Kurs-Performance des Bierherstellers, dem Marken wie Beck’s, Budweiser, Corona oder Stella Artois gehören, konnten die Ende Februar präsentierten (und eher durchzogenen) Jahreszahlen 2018 nichts anhaben. Per Ende 2018 verschlechterte sich die Bilanz, der Schuldenberg stieg auf über 100 Milliarden Dollar an. Um die Schuldenlast reduzieren zu können, wird die Dividende halbiert. Die Dividendenrendite beträgt nun noch 2,5 Prozent. Positiv wurde allerdings der Ausblick aufgenommen: Für 2019 erwartet das Management ein starkes Umsatz- und Gewinnwachstum.

Auf den Folgerängen bezüglich Marktkapitalisierung folgen in Belgien das Finanzunternehmen KBC Groupe (Performance seit Jahresbeginn +17 Prozent), die Biotechfirma UCB (-1 Prozent) und der Recyclingspezialist Umicore (+7 Prozent). Diese Aktien hinken Anheuser-Busch InBev performancemässig deutlich hinterher und haben mit einem Anteil am MSCI Belgium von 12 Prozent, 8 Prozent respektive 7 Prozent auch nur ein verhältnismässig geringes Gewicht.