Sie wuchsen 2023 um mehr als vier Prozent und summierten sich damit auf 11,9 Milliarden Euro, wie das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) auf Basis von Zahlen der Bundesbank berechnete. «Das ist ein neuer Höchstwert - nach ohnehin schon hohen Werten in den beiden Vorjahren», sagte IW-Experte Jürgen Matthes am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Allein von 2021 bis 2023 hätten deutsche Firmen damit genauso viel neu in China investiert wie in von 2015 bis 2020.

Der Anteil Chinas an den Direktinvestitionsströmen ins gesamte Ausland ist demnach im vergangenen Jahr nicht gesunken. Das Gegenteil sei der Fall: Der Anteil der Volksrepublik einschliesslich Hongkong an allen ausländischen Direktinvestitionen der deutschen Wirtschaft sei auf 10,3 Prozent gestiegen. Er habe damit erstmals seit 2014 wieder die Zehn-Prozent-Marke überschritten. Das habe auch damit zu tun, dass die deutschen Direktinvestitionen im Ausland von knapp 170 Milliarden auf 116 Milliarden Euro sanken – gegen den Trend der wachsenden Investitionen in China.

Dabei hält die Bundesregierung die Unternehmen dazu an, nicht alles auf die Karte China zu setzen, sondern Investitionen breiter zu streuen. Derisking wird diese Strategie auch genannt. Hintergrund ist die Gefahr eines Taiwan-Krieges, der Sanktionen gegen Peking ähnlich denen gegen Russland infolge der Ukraine-Invasion nach sich ziehen und Lieferketten sprengen könnte.

Insgesamt zeigt sich dem IW zufolge ein gespaltenes Bild. «Auf der einen Seite stehen die neuen Investitionen in China insgesamt, die in der Gesamtschau allein aus den dort erwirtschafteten Gewinnen finanziert werden», sagte Matthes, der beim IW den Bereich Internationale Wirtschaftspolitik, Finanz- und Immobilienmärkte leitet. «Auf der anderen Seite gibt es in den letzten vier Jahren offensichtlich auch Absetzbewegungen aus China.» Das zeigten die negativen Werte für die «Sonstigen Komponenten», unter denen das Beteiligungskapital meist eine besondere Rolle spiele. So zeige eine frühere IW-Studie mit Werten bis 2022, dass in den vergangenen Jahren mehr an Beteiligungen in China abgebaut als durch Geldströme aus Deutschland neu aufgebaut worden seien.

Die Zahlen der Bundesbank erlaubten am aktuellen Rand zwar keinen genaueren Einblick. Es sei jedoch zu vermuten, «dass es weiterhin eine Spaltung zwischen wenigen Grossunternehmen und dem Gros der Mittelständler gibt», sagte Matthes. Andere Studien und anekdotische Evidenz stützen die These, dass einige Mittelständler ihr Engagement in China zu verringern oder sich gar ganz zurückzuziehen scheinen.

(Reuters)