Rückschlag für die zuletzt im Aufwind befindliche deutsche Industrie: Ihre Aufträge sind im Mai wegen der sinkenden Nachfrage aus dem Inland überraschend stark gefallen. Sie schrumpften um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 0,1 Prozent gerechnet, nachdem es im April (+1,6 Prozent) und März (plus 3,4 Prozent) zwei Anstiege in Folge gegeben hatte. Im Mai wuchs zwar das Auslandsgeschäft um 2,9 Prozent, doch dafür brachen die Inlandsaufträge um 7,8 Prozent ein.
«Eine leichte Enttäuschung, die man aber nicht überbewerten sollte», kommentierte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) die Entwicklung. «Zuletzt waren die Zahlen aus der Industrie durchaus ansprechend, sodass auch mal der eine oder andere Rücksetzer zu verkraften ist.»
Im weniger stark schwankenden Dreimonatsvergleich fällt die Bilanz positiv aus: Hier lag der Auftragseingang von März bis Mai um 2,1 Prozent höher als in den drei Monaten davor. «Über allem schwebt aber weiterhin das Damoklesschwert der US-Zollpolitik», sagte Niklasch. Kommende Woche läuft die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Pause bei den massiven Zollerhöhungen auf Importe auch aus der EU aus. Die USA sind der grösste Abnehmer von Waren «Made in Germany».
Die negative Entwicklung im Mai ist vor allem auf den Rückgang bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen zurückzuführen: Hier brachen die Neuaufträge um 17,7 Prozent ein, nachdem es im April wegen mehrerer Grossbestellungen noch ein kräftiges Plus gegeben hatte. Auch die Hersteller elektrischer Ausrüstungen (-6,2 Prozent) sowie die Metallerzeuger und -bearbeiter (-5,1 Prozent) mussten Einbussen verkraften. Die Produzenten von Metallerzeugnissen (+18,2 Prozent) und der Sonstige Fahrzeugbau(+6,8 Prozent) - dazu zählen Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge - entzogen sich dagegen dem Abwärtstrend.
Zuletzt hellte sich das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe leicht auf, wie das Ifo-Institut im Juni bei seiner Manager-Umfrage herausfand. «Die Unternehmen blickten einerseits merklich hoffnungsvoller auf die kommenden Monate, andererseits entwickelten sich die laufenden Geschäfte schlechter», sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. «Die Unternehmen sind weiterhin sehr unzufrieden mit dem Auftragsbestand.»
(Reuters)