Die angeschlagene deutsche Industrie hat im Oktober den zweiten Monat in Folge mehr Aufträge erhalten, wofür vor allem ein Grossgeschäft für Rüstungsgüter sorgte. Die Bestellungen wuchsen um 1,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Wachstum von 0,4 Prozent gerechnet, nach einem Plus von aufwärts revidierten 2,0 (bisher: 1,1) Prozent im September.

Der Zuwachs sei «erneut von Grossaufträgen vor dem Hintergrund verteidigungswirtschaftlicher Beschaffungen geprägt», erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Bereinigt um deren Einfluss wäre das Plus mit 0,5 Prozent deutlich geringer ausgefallen. Im Bereich Sonstiger Fahrzeugbau - wozu Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge zählen - gab es einen Anstieg von 87,1 Prozent zum Vormonat.

Ökonomen sehen ebenfalls keinen Anlass für Euphorie. «Trotzdem steckt die deutsche Industrie weiter in einer tiefen Strukturkrise», sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. «Wir erwarten für das nächste Jahr nur deshalb mehr Wirtschaftswachstum, weil die Bundesregierung die Nachfrage schuldenfinanziert anfacht.» Das sieht Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank ähnlich: «Der Zuwachs ist schön, Aufträge fehlen dennoch an allen Ecken und Enden.» Er verwies darauf, dass die Aufträge im Oktober um 0,7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats lagen.

Während die Nachfrage aus dem Ausland im Oktober um 4,0 Prozent zum Vormonat schrumpfte, zog die aus dem Inland um 9,9 Prozent an. Im weniger schwankenden Dreimonatsvergleich lag der Auftragseingang von August bis Oktober um 0,5 Prozent niedriger als in den drei Monaten zuvor.

Eine spürbar steigende Nachfrage gab es in der Metallerzeugung und -bearbeitung mit einem Plus von 11,9 Prozent. Die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen meldeten dagegen einen Einbruch von 16,2 Prozent. 

(Reuters)