Waren und Dienstleistungen verteuerten sich in einigen für die erste Berechnung der bundesweiten Inflationsrate massgeblichen Bundesländer sogar oder stagnierten auf hohem Niveau, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Daten der Statistischen Landesämter hervorging. In Nordrhein-Westfalen etwa stieg sie von 8,3 auf 8,5 Prozent, in Baden-Württemberg von 8,5 auf 8,7 Prozent. In Sachsen verharrte sie bei 9,2 Prozent, ebenso in Brandenburg mit 8,7 Prozent und in Bayern mit 8,8 Prozent. Lediglich in Hessen ging die Teuerungsrate zurück, und zwar von 8,5 auf 8,3 Prozent.

Das Statistische Bundesamt will am Nachmittag eine erste Schätzung für die bundesweite Inflationsrate veröffentlichen, die auf den Daten dieser sechs Länder fusst. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Banken-Ökonomen haben einen Rückgang von 8,7 auf 8,5 Prozent vorausgesagt. Spätestens ab März rechnen sie nun mit einer Wende zum Besseren. "Da ab März der explosionsartige Anstieg der Energie- und Nahrungsmittelpreise nach Kriegsbeginn im späten Februar 2022 aus dem Vorjahresvergleich herausfällt, dürfte die Inflationsrate insgesamt ab März spürbar zurückgehen", sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding.

Zwar stiegen in etlichen Bundesländern Kraftstoffe und leichtes Heizöl im Februar nicht mehr ganz so stark. "Diese erfreulichen Nachrichten werden aber mehr als ausgeglichen durch höhere Priese in anderen Bereichen", sagte Schmieding. So dürfte die zunehmende Reiselust der Bürger dazu beigetragen haben, dass Pauschalreisen im Februar etwa in Nordrhein-Westfalen 8,1 Prozent mehr kosten als im Vorjahr nach einer Rate von 6,2 Prozent im Januar. Auch für Übernachtungen in Hotels sowie für das Essen in Gaststätten mussten die Bürger deutlich mehr ausgeben. "Hohe Heizkosten, teure Lebensmittel und der Mangel an Kellnern und anderem Personal macht sich hier wohl bemerkbar", sagte Schmieding.

Für ein Abflauen der Inflation spricht auch eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts. Demnach wollen deutlich weniger deutsche Unternehmen in den kommenden drei Monaten ihre Preise erhöhen. Das Barometer für die Preiserwartungen in der Gesamtwirtschaft sank im Februar auf 29,1 Punkte, nach 35,2 Zählern im Januar. Das war bereits der fünfte Rückgang in Folge. "Die Unternehmen haben einen Grossteil der gestiegenen Kosten bereits an ihre Kunden weitergegeben, gleichzeitig lässt die Nachfrage in nahezu allen Wirtschaftsbereichen nach", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. "Damit dürfte der Inflationsdruck in den kommenden Monaten abnehmen."

(Reuters)