Die Konsumentenpreise dürften nur noch um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen sein, wie die von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Experten von 15 Banken im Schnitt voraussagen. Das wäre die niedrigste Teuerungsrate sei Mai 2022. Im Februar war sie auf 2,5 Prozent gesunken, wozu vor allem günstigere Energie sowie kaum noch steigende Lebensmittelpreise beitrugen. Das Statistische Bundesamt will am Dienstagnachmittag eine erste offizielle Schätzung veröffentlichen.
Im Frühjahr könnte die Inflationsrate sogar unter die Zwei-Prozent-Marke fallen, sagte Ökonom Sebastian Becker von der Deutschen Bank. «Das wäre eine begrüssenswerte Entwicklung und könnte vor allem die Verbraucherstimmung heben», sagte der Experte. Vollständige Entwarnung gibt er allerdings noch nicht. «Die letzte Etappe des Disinflationsprozesses, die vor uns liegt, dürfte relativ holprig sein», warnte er. So ist im April der Mehrwertsteuersatz auf Gas und Fernwärme von den vorübergehenden sieben Prozent wieder auf das alte Niveau von 19 Prozent angehoben worden, was diese Energieprodukte teurer machen dürfte. Ökonomen erwarten zudem, dass kräftige Lohnerhöhungen viele Dienstleister dazu bringen könnten, ihre Preise auch künftig spürbar anzuheben.
Nähert sich die Inflationsrate in Europas grösster Volkswirtschaft der von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten Zielmarke von zwei Prozent, steigt die Wahrscheinlichkeit einer baldigen Zinssenkung der Währungshüter. Die meisten Experten gehen derzeit davon aus, dass die EZB im Juni ihren Leitzins von aktuell 4,5 Prozent erstmals zurücknehmen wird.
In der nach Deutschland zweitgrössten Volkswirtschaft Frankreich ist die Inflationsrate im März überraschend deutlich auf 2,4 Prozent gefallen - den niedrigsten Wert sei August 2021. In Italien, der Nummer drei der Euro-Zone, zogen die Preise mit 1,3 Prozent ebenfalls schwächer an als erwartet. Beide Werte sind nach einheitlichen europäischen Standards berechnet. Legt man diesen Massstab bei der deutschen Inflationsrate an, dürfte sie im März auf 2,4 Prozent gefallen sein, von 2,7 Prozent im Februar.
(Reuters)