Die deutsche Wirtschaftsvereinigung Stahl reagiert besorgt auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Zölle für die Einfuhr von Stahl in die Vereinigten Staaten von derzeit 25 Prozent auf 50 Prozent des Warenwerts zu verdoppeln.
«Die von Präsident Trump angekündigte Verdopplung der US-Zölle auf Stahlimporte markiert eine neue Eskalationsstufe im transatlantischen Handelskonflikt», sagte die Hauptgeschäftsführerin des Branchenverbands, Kerstin Maria Rippel.
«Massive Belastung»
«Eine 50-Prozent-Abgabe auf Stahlexporte ist eine massive Belastung für unsere Branche, da sie den Druck auf die ohnehin krisenhafte Konjunktur weiter erhöhen wird und unsere Stahlindustrie auf vielfältige Weise trifft», sagte Rippel. «Zum einen werden die Massnahmen unsere direkten Exporte in den US-Markt stärker belasten.»
Noch problematischer sei aber der indirekte Effekt: Traditionelle Lieferländer drohten durch die «exorbitanten Zölle» den Zugang zum US-Markt zu verlieren und würden in der Folge ihren Stahl in den EU-Markt umleiten. Dadurch werde sich der ohnehin bereits erhebliche Importdruck auf Europa weiter verschärfen.
«Schon heute wird jede dritte Tonne Stahl importiert», sagte Rippel. «Leider auch - und das wissen die wenigsten - aus Russland, das jährlich drei bis vier Millionen Tonnen Stahl in die EU liefert.»
Balance finden
Trump hatte die geplante Verdoppelung der Zölle am Freitag (Ortszeit) in einer Rede vor Mitarbeitern eines Stahlbetriebs im US-Bundesstaat Pennsylvania bekanntgegeben. Die zusätzlichen Gebühren für Einführen würden die US-Stahlindustrie stärken, sagte der Republikaner.
Wenig später erklärte er auf seiner Plattform Truth Social, auch die Zölle auf Aluminium sollten auf 50 Prozent verdoppelt werden. Die neuen Sätze sollen demnach schon ab kommenden Mittwoch (4. Juni) gelten.
Laut Stahl-Hauptgeschäftsführerin Rippel ist für die EU-Kommission jetzt wesentlich, die Balance zwischen hartem Handelsschutz und klugen Verhandlungen zu halten: «Konkret braucht es zum einen jetzt zeitnah ein wirkungsvolles Handelsschutzinstrument für die europäische Stahlindustrie - daran wird derzeit intensiv gearbeitet, und das begrüssen wir.»
Zum anderen seien Verhandlungen über ein bilaterales Stahlabkommen mit den USA wichtig. «Auch hier unterstützen wir die Bemühungen der EU-Kommission zu 100 Prozent», so Rippel.
(AWP)