"Auch 2024 wird die Inflation ein Thema bleiben, erst danach könnten wir allmählich zu Raten von zwei Prozent zurückkehren", sagte Monika Schnitzer der Düsseldorfer "Rheinischen Post" am Samstag. "Die Inflation bleibt hoch, weil es nun zu Zweitrunden-Effekten kommt. Unternehmen geben ihre höheren Kosten weiter – wobei manche auch deutlich übertreiben", kritisierte sie. Bei den Löhnen mache sie sich dagegen keine Sorgen, die Abschlüsse von Chemie und Metall wären durchaus massvoll.

Schnitzer fordert, im nächsten Jahr den Energie-Soli zur Finanzierung der Preisbremsen einzuführen. "Ein Energie-Soli ist sinnvoll: Er bringt zum Ausdruck, dass das Land ärmer wird und starke Schultern mehr Last tragen müssen als schwache." Der Energie-Soli würde dem Staat Milliarden bringen. "Wenn der Staat ihn so hoch ansetzt wie den bisherigen Soli, würde das rund 12 bis 13 Milliarden Euro an Mehreinnahmen bringen. Wenn man ihn an die Preisbremsen koppelt, ist der Soli auch klar befristet."

Die Münchener Ökonomin macht zudem Druck, die drei Atomkraftwerke in Deutschland länger laufen zu lassen. "Aus ökonomischer Sicht wäre es sinnvoll, jetzt schnell neue Brennstäbe zu bestellen. Das würde uns im nächsten Winter mehr Sicherheit geben." Die Strompreise seien so hoch, weil das Angebot knapp sei und deshalb häufig die besonders teuren Gaskraftwerke zum Einsatz kämen. Daher sollte der Bund dringend prüfen, die drei Atomkraftwerke zwei oder drei Jahre länger laufen zu lassen. Das ungelöste Endlager-Problem werde nicht größer, wenn die Laufzeit etwas verlängert werde.

Monika Schnitzer ist Chefin des fünfköpfigen Sachverständigenrates (so genannte Wirtschaftsweise), der die Bundesregierung in Sachen Wirtschaftspolitik berät. Neben Schnitzer sind darin die beiden Ökonominnen Veronika Grimm und Ulrike Malmendier sowie deren Kollegen Achim Truger und Martin Werding vertreten. 

(Reuters)