Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von Oktober bis Dezember um 0,4 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Die Behörde hatte in einer ersten Schätzung von Ende Januar nur einen Rückgang der Wirtschaftskraft um 0,2 Prozent gemeldet. "Die Dynamik der deutschen Wirtschaft hat sich zum Jahresende deutlich abgeschwächt." Grund war vor allem, dass die privaten Konsumausgaben wegen der hohen Inflation um 1,0 Prozent zum Vorquartal sanken. "Die weiterhin starken Preissteigerungen und die anhaltende Energiekrise belasteten die deutsche Wirtschaft zum Jahresende", betonte das Amt.

Wenn das BIP auch im laufenden Vierteljahr - und damit zwei Quartale hintereinander - schrumpft, wäre Deutschland einer Faustregel zufolge in einer technischen Rezession. Für das Gesamtjahr 2023 allerdings sehen die meisten Fachleute trotz des Ukraine-Kriegs, der hohen Inflation und anhaltender Lieferengpässe nicht mehr so schwarz wie noch im Herbst. Die Bundesregierung etwa rechnet für dieses Jahr damit, dass die Konjunktur um 0,2 Prozent anzieht. Das wäre allerdings wegen der Folgen der Energiekrise nur ein Bruchteil des Wachstums von 1,8 Prozent im vergangenen Jahr.

"Die Inflation hat ihre Zähne gezeigt und zugebissen", sagte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. "Die Rezession wird sich im ersten Quartal fortsetzen, bevor eine mühsame Erholung einsetzen wird." Denn mit sinkender Inflation werde die Kaufkraft allmählich wieder zurückkommen. Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer sprach von einem "Paukenschlag" - unter die Räder seien nicht nur der private Verbrauch, sondern auch die Bau- und Ausrüstungsinvestitionen gekommen. Der Energiepreisschock habe seinen Tribut gefordert. "Wegen des Ausbleibens einer Gasmangellage und der umfangreichen staatlichen Hilfen erwarte ich jedoch nach wie vor keine tiefe Rezession."

Die Kauflaune der Deutschen bessert sich inzwischen dank geringerer Rezessionsängste den fünften Monat in Folge. Für März prognostizierten die GfK-Marktforscher einen Anstieg ihres Konsumbarometers um 3,3 auf minus 30,5 Punkte - den höchsten Wert seit Juli 2022. "Trotz anhaltender Krisen, wie dem Ukraine-Krieg, einer schwächelnden Weltwirtschaft sowie hohen Inflationsraten, kann das Konsumklima ein weiteres Mal spürbar zulegen", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. Damit bleibe die Stimmung auf niedrigem Niveau, aber klar auf Erholungskurs. Auch die Firmen blicken wieder positiver nach vorn. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Februar das vierte Mal in Folge.

(Reuters)