Die Dax-Rally der vergangenen Monate stehe auf wackligen Beinen, warnt Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp. «Denn die Unternehmensgewinne und die Dividendensumme treten – ähnlich wie die deutsche Wirtschaft – seit mehreren Jahren auf der Stelle.» Die jüngsten Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und das Investitionspaket der Bundesregierung könnten beiden im kommenden Jahr neuen Schub verleihen. In der alten Woche gab der Dax ein knappes halbes Prozent nach. Im Vergleich zum Jahresbeginn notiert er 22 Prozent im Plus.

Daniel Hartmann, Chef-Volkswirt des Vermögensverwalters Bantleon, beurteilt die mittelfristigen Aussichten ebenfalls positiv. Die europäische Wirtschaft befinde sich trotz des Zollstreits mit den USA in einer Erholungsphase. Ausserdem entwickle sich das fundamentale Umfeld positiv. «Die Leitzinsen wurden kräftig gesenkt, der deutsche Staat hat ein riesiges Fiskalpaket geschnürt, die Lage bei den Rohstoffpreisen hat sich beruhigt und viele Länder ausserhalb der USA und Chinas wachsen robust.»

Kurzfristig halten Börsianer einen Ausbruch des deutschen Leitindex aus seiner aktuellen Handelsspanne jedoch für unwahrscheinlich. Grund sei die nahende Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed im September. Galt eine Lockerung der Geldpolitik zunächst noch als ausgemachte Sache, wuchsen zuletzt die Zweifel. Es sei unklar, ob und in welchem Umfang Unternehmen die gestiegenen Erzeugerpreise auf die Verbraucher abwälzen werden, betonen die Analysten der Rabobank. Der US-Arbeitsmarkt habe sich jedoch merklich abgekühlt.

Daher werden Anleger die anstehenden US-Daten auf mögliche Auswirkungen auf die Fed-Geldpolitik abklopfen. Sie richten ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die Zahlen zu den US-Konsumausgaben am Donnerstag. Experten erwarten trotz der US-Einfuhrzölle für Juli eine Beschleunigung des Wachstums auf 0,5 Prozent. Die Kauflaune der Verbraucher gilt als Hauptstütze der weltgrössten Volkswirtschaft. Der zeitgleich veröffentlichte Massstab für die Teuerung, der sogenannte Preis-Deflator, blieb den Prognosen zufolge stabil bei 0,3 Prozent. Diese Kennziffer gilt als bevorzugtes Inflationsbarometer der Fed.

Eröffnet wird der Zahlenreigen am Montag vom Ifo-Index, der die Stimmung in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Analysten sagen für August einen leichten Rückgang auf 88 Punkte voraus. Am Mittwoch folgt der GfK-Index, der Auskunft über die die Kauflaune der deutschen Verbraucher gibt. Einen Tag später stehen die Barometer für die Stimmung der europäischen Konsumenten und der Unternehmen auf dem Programm.

Bei den Firmenbilanzen richten Anleger ihre Aufmerksamkeit auf Nvidia. Starke Zahlen des weltgrössten Anbieters von Hochleistungsprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) könnten der zuletzt geschwundenen KI-Euphorie neue Nahrung geben. In Deutschland öffnet der Essenslieferant Delivery Hero seine Bücher. Im vorangegangenen Quartal hatte ein schwächelndes Asien-Geschäft den überraschend grossen Umsatzsprung überschattet.

(Reuters)