Eine wichtige Entscheidung, welche die Schweizerische Nationalbank (SNB) über die Jahre hinweg beibehalten habe, sei gewesen, «den Franken immer ein Stück aufwerten zu lassen», sagt Gunther Schnabl, Ökonom und Direktor des Flossbach von Storch Research Institute, in einem kürzlich erschienen Video. Er fügt hinzu: «Das ist, glaube ich, eine gute, eine weise Entscheidung der Schweizer Nationalbank.»

Schnabl zufolge war diese Frankenaufwertung gegenüber dem Euro ein wesentlicher Faktor, der die Schweizer Wirtschaft fit gehalten habe. Denn die starke Währung setze die exportorientierte Wirtschaft unter Druck, die Effizenz zu erhöhen und Produkte anzubieten, die international wettbewerbsfähig seien.

Daten, die Flossbach von Storch liefert, stützen die Ansicht des Ökonomen. Gemäss diesen Informationen wuchs die Schweizer Industrieproduktion seit der Jahrtausendwende um über 70 Prozentpunkte. Im gleichen Zeitraum hat sich der Franken gegenüber dem Euro kontinuierlich aufgewertet. Sprich: Die hiesige Industrie hat sich entwickelt, obwohl - oder eben weil - die Währung stärker und zu einer Art Fitnessprogramm für die Unternehmen geworden ist.

Zweierlei wird in dieser Betrachtung vernachlässigt. Zum einen, dass die Schweiz eine vergleichsweise vorteilhafte Branchenstruktur aufweist. Der Pharmasektor beispielsweise trägt viel zur Wertschöpfung bei, ist aber weniger konjunkturabhängig als beispielsweise die Autoindustrie, die für Deutschland bedeutsam ist. Das begünstigt eine insgesamt positive Entwicklung.

Zum anderen: Die Schweizerische Nationalbank betont immer wieder, dass sie keine Politik für einzelne Sektoren oder speziell die Exportwirtschaft betreibe, sondern sich auf die Preisstabilität konzentriere. Das ist auch das Mandat, das sie von Gesetzes wegen erfüllen soll. Dabei ist wiederum der Wechselkurs relevant. Denn ein starker Franken hemmt die importierte Inflation und dämpft so den Anstieg der Preisniveaus. Devisenmarktinterventionen lassen sich dann mit der Gefahr einer Deflation begründen.

Reto Zanettin
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