Das Barometer zur Einschätzung der Wirtschaft in den nächsten sechs Monaten stieg um 2,2 Punkte auf minus 8,5 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 163 Analysten und Anlegern mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Rückgang auf minus 13,1 Zähler gerechnet. Die Einschätzung der gegenwärtigen konjunkturellen Lage ging unterdessen sehr stark zurück. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank

"Es ist ein Hoffnungsschimmer. Möglicherweise liegt das Schlimmste hinter uns. So jedenfalls das Signal, das von den ZEW-Konjunkturerwartungen ausgeht. Zu der im Vergleich zum Vormonat besseren Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung tragen sicherlich auch die deutlich gefallenen Energiepreise und der damit nachlassende Teuerungsdruck bei. Doch im Moment sieht es allerdings alles andere als rosig aus. Die aktuelle Lageeinschätzung der vom ZEW befragten Finanzmarktanalysten plumpst im Juni regelrecht nach unten.

Das verarbeitende Gewerbe leidet unter den gestiegenen Zinsen und den geopolitischen Unsicherheiten. Die Investitionslaune ist jedenfalls dahin. Und der Blick auf die deutschen Einzelhandelsumsätze ist schauerhaft. Die realen Einzelhandelsumsätze brachen zuletzt so stark ein wie noch nie seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Verbraucher tragen den Konsum in den Süden Europas. Über den Sommer hinweg sind die Tourismusdestinationen rings um das Mittelmeer so stark gebucht. Einzelne Länder sprechen sogar von rekordhohen Buchungszahlen. Im Inland wird also gespart und im Ausland ausgegeben. Es ist also durchaus gerechtfertigt, die aktuelle Lage als äusserst schwierig einzuschätzen."

Alexander Krüger, Chefvolkswirt Hauck Aufhäuser Lampe

"Konjunktur haben derzeit nur die Pessimisten. Vor allem der Absturz der Lageeinschätzung ist ein lautes Alarmsignal. Hoffnungen auf eine Wachstumswende werden auch durch die etwas besseren Erwartungen nicht geschürt. Vielfach dürften die durch die Wirtschaftspolitik hervorgerufenen Unsicherheiten belasten. Wachstumsprognosen haben weiteres Abwärtspotenzial, auch, weil China schon wieder schwächelt. Deutschland wird der Entwicklung in anderen Euro-Ländern noch lange hinterherlaufen."

(Reuters)